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die Verehrung dieses Heiligen oberhalb der Bergler Steige sich nicht sehr weit verbreitet hat. Keinesfalls kommt sein Name bei der Gründung von Kirchen für unsere Gegend in jener Zeit ausschließlich in Betracht.

 Noch ist ein Wort zu sagen zu Schöffels Meinung[1], daß die Pfarrei Ansbach ursprünglich „eine Reihe von Tochterkirchen“ gehabt haben müste, weil im Jahre 1395 der neugewählte Stiftspropst Balthasar von Masbach folgende Verpflichtung einging: „Debeo in synodo plebanos in Archidiaconatu meo ammonere, ut visitent ecclesiam in Onolsbach cum riliquiis secunda die penthecosten, qui ab antiquo visitaverunt eam“. Er glaubt, daß es sich dabei um alte Filialprozessionen zur Pfarrkirche S. Johannis am Pfingstmontag handelte. Allein mit der „ecclesia in Onolspach“ ist nicht die Pfarrkirche, sondern die Stiftskirche gemeint, die auch sonst in Urkunden so bezeichnet wird, z. B. in der Inkorporationsurkunde für Sachsen wo das Stift kurzweg als „ecclesia Onolspacensis“ bezeichnet wird (1312). Die Münsterkirche galt eben als „die Kirche“, neben der die Pfarrkirche weit zurücktreten mußte, zum mindesten im Sinne der den Propst wählenden und verpflichtenden Chorherren. Der Ausdruck „plebanos“ bezieht sich dann auf sämtliche zum Archidiakonat Ansbach gehörigen Pfarrer, zu denen auch solche zählten, die niemals in einem Filialverhältnis zu Ansbach standen. Auch das Wort „ab antiquo“ darf nach damaligem Sprachgebrauch nicht ohne weiteres als in ferne Vergangenheit zurückweisend gefaßt werden.


4. Weihenzell mit Forst und Wernsbach

 Weihenzell gibt sich in seinem Namen als eine Cella, d. h. eine wirtschaftliche Außenstelle eines Klosters. Als solches kann nach dem geschichtlichen Zusammenhang nur das Gumbertuskloster zu Ansbach in Betracht kommen, das im Rezatgrund talaufwärts noch eine gleiche Anlage besaß, in Wasserzell. Wann der Außenhof Weihenzell angelegt wurde, läßt sich nicht sagen. Keinesfalls kann es sehr früh geschehen sein angesichts der weiten Entfernung vom Kloster und der nicht sehr günstigen Siedlungslage. Doch wird man auch nicht zu tief in der Zeit herabgehen dürfen, da nach dem Erliegen des Klosters eine solche Außenstelle, die mit ihren Erzeugnissen der Versorgung der Mönche dienen sollte, zwecklos gewesen wäre. Andernfalls müßte man das Wiederaufleben des Klosters als Chorherrenstift zum Zeitmaß für die Gründung der Cella nehmen. Weigels Ansicht, daß die Zell-Orte stets an Verkehrsstraßen angelegt wurden, trifft bei Weihenzell unter keinen Umständen zu; auch bei Wasserzell insofern nicht, als durch den Rezatgrund zwar eine solche Straße lief, aber zwischen Ansbach und Lehrberg auf der nördlichen Talseite, während Wasserzell auf der Südseite angelegt ist.

 Als klösterliche Niederlassung bildete Weihenzell von Anfang an einen natürlichen Mittelpunkt für die umliegenden Siedlungen, die im Laufe der Zeit seis früher oder später, dort entstanden. Der Gedanke, in Weihenzell ein neues Kirchenwesen entstehen zu lassen, lag darum nahe, als sich die Bevölkerung hinreichend gemehrt hatte. Wann der Gedanke Verwirklichung


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