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heute auf dem georgischen Parnass wie eine Perle prangt und die keinem Georgier, selbst dem schlichtesten Landmann unbekannt ist, sind wenig Einzelheiten bis auf unsere Tage bewahrt worden. In seiner Jugend hielt sich Schota Rustaweli längere Zeit seiner weiteren Ausbildung wegen in Athen auf und in sein Vaterland zurückgekehrt, wurde er Schatzmeister der schönen Königin Tamara, die er auch heimlich geliebt haben soll. Gegen Ende seines Lebens wurde er von ihr mit einer beträchtlichen Geldsumme nach Jerusalem gesandt, um die dortige georgische Kirche umbauen zu lassen. In Jerusalem starb er und wurde dort beerdigt.

Nach Rustaweli sind in jener Glanzepoche noch mehrere Schriftsteller zu verzeichnen, deren Werke sich gleichfalls bis auf unsere Zeit erhalten haben, aber dem „Manne im Tigerfelle“ an Wert nachstehen.

Moses Choneli ist der Verfasser eines Ritterromans in zwölf Abschnitten „Daredschaniana“, so benannt nach, der Heldin Daredschan. Mehr noch als Rustaweli priesen die Zeitgenossen den Dichter Johannes Schawteli, dessen bedeutendste Schöpfung jedoch verloren gegangen ist. Die von ihm verbliebenen kleineren Gedichte rechtfertigen dieses Lob nicht zur Genüge. Von Sarkis Tmokweli hat sich eine ächt morgenländische Erzählung „Wisramiani“, sowie der Ritterroman „Dilariani“ erhalten. Von der ersten Erzählung, in welcher der Dichter die unglückliche Liebesgeschichte einer Königin Wis schildert, behaupten übrigens manche Orientalisten, sie sei die Übersetzung eines verloren gegangenen persischen Originals. Schliesslich ist noch Tschachruchadse zu erwähnen, dessen Dichtung zu Ehren der Königin Tamara höchst gewandt geschrieben ist

Ausser diesen Schriftstellern war die Zahl der Übersetzer sehr bedeutend und die hervorragendsten der griechischen klassischen Werke wurden in dieser Epoche ins

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/105&oldid=- (Version vom 12.12.2022)