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Heut ist die Heimat arm zwar und verwaist,
Doch woll’n wir lieben sie und schätzen
Und unsrer grossen Ahnen ehernen Geist
Durch eherne Geduld ersetzen.

Und sollten wir um ihrer willen Not
Und bittres Elend schier erfahren,
So war uns süss noch solcher Mühsal Brot
Und leicht die Pflicht ihr Treu zu wahren.

Noch nicht gestorben ist die Heimat, nein!
Sie schlummert nur und wird erwachen
Und einst vielleicht noch denen Ruhm verleihn,
Die für ihr Wohl die Kräfte brachen.

Wunsch.

Ewig Glück wünsch ich dem Heimatlande,
Will, dass Niemand es zu schrecken wage,
Noch es täusch mit schmeichlerischem Tande
Oder heuchlerisch ihm Gunst entgegen trage!

Mag sein teurer Name wieder klingen,
Hehr wie einst, auf dass ihn Alle kennen.
Mögen brüderlich sich die umschlingen,
Die sich stolz Georgiens Söhne nennen.

Rustawelis Laute mag erschallen
Und die Alle wecken auf vom Schlummer,
Die wie Schatten durch[WS 1] das Leben wallen
Und erschlafft schon sind vom langen Kummer.

Zereteli ist ein gefeierter Lyriker, aber vor Allem ist er Dichter und hat sich auch der Aufgabe, ein nationales Epos zu schaffen, gewachsen gezeigt. Sein diesartiges Werk, „Der Statthalter Tomiki“, welches eine bewegte Episode des mittelalterlichen Georgiens behandelt, ist eine gross angelegte und mit Geschick ausgeführte Dichtung, die dem georgischen Parnass zur wahren Zierde gereicht. Zereteli, der heute in Georgien so beliebt ist, dass ihn seine Landsleute zärtlicher Weise ihren Akaki nennen,

steht noch in der Blüte der Jahre und ist eine höchst angenehme

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: duch
Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)