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Erscheinung. Oft tritt er auch als öffentlicher Redner auf und seine Vorträge gehören zu dem Besten, das bis jetzt in dieser Hinsicht in Georgien geleistet worden.

Derselben Geistesrichtung, der Zereteli angehört, folgt auch Elias Tschawtschawadse, der als Lyriker fast ausschliesslich nur sein Heimatsland und dessen Vergangenheit besingt, wobei er jedoch mutvoll in die Zukunft schaut und nicht aufhört seine Landsleute zum Fortschritte aufzumuntern. Bei ihm gilt jeder Gedanke, jeder Atemzug dem Vaterlande und wo er auch herum wandere, überall denkt und fühlt er für die Heimat:

Am Kur.

So hör ich wieder dein vergess’nes Rauschen,
O Heimatsstrom! und aufgewacht vom Schlummer
Regt meine Seele wieder schwerer Kummer,
Denn nur betrübt darf ich dein Spiel belauschen.

Ja, wieder deckt sich auf die alte Wunde,
Der Schmerz ums Land einst so erhaben,
Als läg’ in deiner Flut die Pracht begraben,
Die einst geglänzt auf dieser Berge Runde.

Von jener Zeit, die hehr dahingegangen,
Reicht kaum zu uns noch ein Erinn’rungsschimmer,
Drum Heimatsstrom, der du heut rauschst wie immer.
Klag’ jener Zeit mein Weh und mein Verlangen!


Elegie.

Im Schlummerlicht der blassen Vollmondstrahlen
Liegt träum’risch da mein liebes Heimatsland,
Und über ihm in Himmelsfemen malen
Die Riesengletscher ihre Silberwand.

So still! Die Heimat flüstert selbst dem Sohne,
Dem eignen Kind kein trautes Wörtchen zu.
Doch hör! mit welchem bangen Schmerzenstone
Schwer der Georgier stöhnt in seiner Ruh.

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)