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wenn sie sich auch mitunter vor der Übermacht beugten, erhoben sie doch wieder mutig das Haupt. Glauben und Freiheit waren ihre Ideale!

Fast alle diese Dichtungen stammen aus der Jugendzeit Tschawtschawadses, welcher dann während einer Reihe von Jahren tiefes Schweigen beobachtete, aber dafür auf dem Gebiete aller das Gemeinwohl betreffenden Angelegenheiten eine rege Thätigkeit entwickelte und seit ungefähr zehn Jahren die Monatsschrift „Iweria“ herausgiebt, die schon viel zur Hebung der Wissenschaft und Litteratur in Georgien beigetragen hat.

Vor ungefähr einem Jahre veröffentlichte er wiederum eine längere lyrische Dichtung „Der Einsiedler“, welche eine Volkslegende zum Vorwurfe hat.

Ausser Tschawtschawadse hat bis jetzt noch kein zweiter georgischer Schriftsteller so nachhaltig und kühn für den Fortschritt das Wort geführt und sein Verdienst ist es teilweise, dass sich heute der moderne Liberalismus ohne grössere Hindernisse in Georgien verbreitet.

Während die drei letztgenannten Dichter hauptsächlich den patriotischen Faktor im weitesten Sinne behandeln, weiht Raphael Eristawi seine Muse ganz der ländlichen Natur oder lässt alte Volkslieder in neuem Gewande aufleben. Das Leben des einfachen Landmannes, die Freuden ländlicher Zurückgezogenheit bilden meistens den Gegenstand seiner Gedichte und nur selten berührt er das Treiben der grösseren Welt.

Nachstehende Proben mögen genügen:

Die Heimat des Chewsuren.[1]

Dort, wo geboren sind mein Pfeil und Bogen,
Wo meine Väter lebten, wo ihr Grab,
Wo ich zum wackern Manne ward erzogen,
Dort ist mein Heim, das Liebste, das ich hab’.

  1. Georgischer Hochländer.
Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/127&oldid=- (Version vom 3.1.2017)