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Nichts ist mir teurer als der Heimat Thale,
Als jene Felsen, wo der Adler haust,
Wo wild der Giessbach tobt in seinem Falle,
Wo von der Firne die Lawine saust.

In eurer Ebne ich an Sehnsucht leide,
Mein Herz strebt rastlos zu den Bergen hin.
Hier ist für mich das Leben keine Freude
Und dort möcht’ ich selbst vor dem Tod nicht fliehn

Kein Zauber lockt mich in der Städte Mitte,
Mag Lust und Reichtum anderen gedeihen.
Ich geb’ dafür nicht meine Sennenhütte,
Noch meiner harten Schwelle Ruhestein.


Bewahre Gott!

In deine Kirche komm ich, Herr, in Demut,
Sei gnädig mir und mein Gebet erhör,
Bewahre mich vor allem Erdenübel,
Vor Pharisäern aber, Herr, noch mehr!

Stärk mein Gedächtniss, auf dass nützlich Wissen
Fürs ganze Leben eigen mir mög’ sein.
Jedoch bewahre mich vor dummen Lehrern,
Vor Genusregeln, Griechisch und Latein!

Geld hab ich nicht, wer will denn welches borgen?
Auch hab ich alte Schulden schon genug.
Bewahre mich vor allen Leihanstalten
Und der armenischen Wucherer Betrug!

Den Hof mach ich mit Eifer allen Frauen,
Nur alten Jungfern weich ich aus.
Bewahre mich vor alten Klatscherinnen,
Halt fern dies Volk von meinem Haus!

Ich lieb die Heimat und die Muttersprache.
Herr, segne mein Georgierland,
Bewahre es vor gier’gen Argonauten,
Vor ihnen schütz’ uns deine Hand!

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)