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haben dich deinem Vaterlande unsterblich gemacht, aber warum soll dich deine Nina überleben!“

Die übrigen georgischen Kirchen sind weniger altertümlich oder zeichnen sich nicht besonders durch ihre Architektur oder innere Ausstattung aus. Überhaupt besitzt Tiflis mehr armenische als georgische Kirchen, was ziemlich auffallend ist, da doch die Georgier hier stets das herrschende Element waren und bei ihnen der religiöse Sinn nie schwächer als bei den Armeniern.

Die letzteren[WS 1] kamen aus ihrem Vaterlande vertrieben, als Flüchtlinge nach Georgien und da sie hier gastfreundliche Aufnahme fanden, liessen sie sich hier nieder, besonders aber in Tiflis, welches als Hauptherd des nationalen Lebens ihren Hang zu Handel und Gewerbe sehr begünstigte. In anderen Gegenden Georgiens giebt es ihrer weniger und in manchen Gegenden sind sie gar nicht anzutreffen. Jedenfalls ist jedoch ihre Zahl gross genug um ein Volk im Volke zu bilden und zur Verarmung der einheimischen Bevölkerung beizutragen. Seit einer geraumen Zeit spielen die Armenier in Georgien die Rolle der Juden, indem sie Handel und Gewerbe in ihren Händen behaupten und sich allmählich immer bedeutendere Existenzmittel erwerben. Als Georgien noch ein unabhängiges Reich war und sein Adel mehr Macht und Einfluss besass als heute, muss wahrscheinlich die Stellung der Armenier eine weniger hervorragende gewesen sein als gegenwärtig. Ohne Zweifel betrieben sie damals ihre Sache mit mehr Schüchternheit als heute, obgleich sie wohl von Seiten der Georgier keine Bedrückungen erfahren haben mögen, denn sie hatten Zutritt zu vielen und sogar hohen Ämtern und ihre Nationalität entwickelte sich ungestört neben der georgischen, die sie in letzter Zeit in mancher Hinsicht sogar überflügelt hat.

Im Charakter unterscheiden sich die Armenier von

den Georgiern um ein Bedeutendes. Während nämlich

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: lezteren
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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)