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indem sie in die kräftigen Hände der Armenier übergehen, deren heute schon viele bedeutende Ländereien besitzen. Die Georgier sind zwar nicht blind für diese Änderung ihrer materiellen Lage und machen Anstrengungen, um das wirtschaftliche Übergewicht im Lande auf ihrer Seite zu behaupten, aber es ist fraglich, ob es ihnen schliesslich gelingt die Goldflut zu hemmen, die bis jetzt aus ihren Beuteln in die der schlauen Söhne Haiks zieht.

Die letzteren verstehen es besser ihre Sache zu fördern als jene Exritter, die ein bequemes Leben lieben und sich mehr als sie vom Gewissen leiten lassen.

Auch an der Hebung der Aufklärung unter dem Volke arbeiten Armenier ziemlich energisch, denn sie wissen wohl, dass Bildung und Kultur die Kräfte jeder Nation vermehren hilft. Ihre Schulen sind teilweise musterhaft und ein bedeutender Teil der armenischen Jugend studiert in den höheren Lehranstalten Russlands und Westeuropas. Daher findet man auch unter ihnen viele Leute mit höherer Bildung und gediegenen Sprachkenntnissen. Überhaupt ist der Stand der Volksaufklärung unter den Armeniern ein weit höherer als man ihrer geographischen Lage nach anzunehmen geneigt ist, und in Vorderasien sind sie dasjenige Volk, welches am nachhaltigsten den Fortschritt betreibt.

Schon seit einigen Jahrzehnten haben sie eine Presse, die jetzt aus mehr als dreissig Blättern besteht und deren gediegenste in Konstantinopel erscheinen. Diese Stadt ist Hauptherd des geistigen Lebens der Armenier im allgemeinen und ihre hier erscheinenden Zeitungen übertreffen bei weitem die türkischen an Gediegenheit des Inhalts und fortschrittlichen Grundsätzen.

Der Herd der geistigen Bewegung der kaukasischen Armenier ist Tiflis, woselbst gegenwärtig sechs armenische Zeitungen erscheinen. Die bedeutendste derselben ist das Tageblatt „Mschak“ (der Arbeiter), welches von Dr. Arzruni

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)