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Mzchet.

In ganz Georgien giebt es keinen zweiten Ort, der so reich an historischen Erinnerungen wäre wie Mzchet, welches schon in der heidnischen Zeit, also vor fast zwei Tausend Jahren die Hauptstadt des Landes war. Hier residierten die ersten georgischen Könige, hier liegen auch die letzten begraben; gleichfalls wohnten hier im Laufe mehrerer Jahrhunderte Katolikosse oder Patriarchen der georgischen Kirche, denn Mzchet war die Wiege derselben. Hier nahm nämlich König Miriam den christlichen Glauben an und gründete das erste Gotteshaus. Tausend Mal wiederholt sich in der Geschichte Georgiens der Name dieser Stadt, deren Schutzmauern gewissermassen der Obelisk sind, an dessen Wänden die Zeit alle wichtigeren Ereignisse der Geschichte Georgiens eingegraben hat. Ein solcher Ort besitzt einen hohen Reiz, besonders für den Fremden, welcher hier viele Denkmäler der Vorzeit zu finden glaubt. Dergleichen Erwartungen sind jedoch teilweise eitel, und schon bei dem ersten Anblicke der Stadt wird man sich seiner Täuschung bewusst. Anstatt einer grossartigen Königsburg und anderer umfangreicher Gebäude, findet hier der

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)