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Die georgische Litteratur.

Unter den Kulturvölkern Vorderasiens nehmen die Georgier, Grusier oder Kartweler, wie sie in ihrer Sprache heissen, eine jedenfalls hervorragende Stelle ein und ihre frühere Bedeutung in der Geschichte jener Gegenden Asiens fällt noch mehr ins Gewicht, wenn man ihre geringe Kopfzahl in Betracht zieht. Nie betrug diese im Laufe der Vergangenheit mehr als eine Million, und demungeachtet errangen sie sich die Oberherrschaft in ganz Kaukasien und boten lange Jahrhunderte hindurch der Macht der Perser, Araber, Türken und Tataren Trotz, ohne dabei ihre Verteidigungsmittel völlig zu erschöpfen. Zwar mussten sie in diesen langwierigen Kämpfen oft der Übermacht unterliegen und sich vor dem fremden Joche beugen, aber immer wieder gelang es ihnen Kräfte zu sammeln und ihre Selbständigkeit herzustellen. Trotz eines mächtigen Andranges feindlicher Elemente bewahrten sie ihren christlichen Glauben und ihre nationale Individualität bis auf unsere Tage und stehen heute als ein Volk da, welches ernste Anstrengungen macht, ein modernes Kulturvolk zu werden und seine zivilisatorische Arbeit mit der der Völker Europens zu vereinigen.

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)