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Ein eigenes Grauen überkam ihn: er wußte selber nicht weshalb, und der Gedanke an seine Mutter daheim zog ihm durch das Herz. Langsam hob er sein Glas und leerte es als Gruß den fernen Lieben.

Mit dem elften Schlage aber sprangen die Gäste von den Tischen auf; der Tanz sollte auf’s Neue beginnen und Alles eilte in den Saal zurück.

„Wem habt Ihr zuletzt zugetrunken?“ frug Gertrud, als sie ihren Arm wieder in den seinen gelegt hatte.

Arnold zögerte mit der Antwort. Lachte ihn Gertrud vielleicht aus, wenn er es ihr sagte? – Aber nein – so brünstig hatte sie ja noch an dem Nachmittage an ihrer eigenen Mutter Grabe gebetet, und mit leiser Stimme sagte er:

„Meiner Mutter.“

Gertrud erwiderte kein Wort und ging schweigend neben ihm die Treppe wieder hinauf – aber sie lachte auch nicht mehr, und ehe sie wieder zum Tanze antraten, frug sie ihn:

„Habt Ihr Euere Mutter so lieb?“

„Mehr als mein Leben.“

„Und sie Euch?“

„Liebt eine Mutter ihr Kind nicht?“

„Und wenn Ihr nicht wieder heim zu ihr kämet?“

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)