Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.3 (1854).pdf/72

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wo wir ihn schon längst als Meistersänger kennen, wie „Liebeslied,“ und in der „Romanze.“ Auch das „Ave Maria“ muß man liebgewinnen; hier ist das Beispiel, wie eine gutgewählte Ueberschrift die Wirkung der Musik hebt.[H 1] Ohne jene Ueberschrift würde es von den Meisten wie eine Etude von Cramer abgespielt worden sein, mit deren einer (irr’ ich nicht in Cis moll) sie auch viel Aehnlichkeit hat. Bei einem „Ave Maria“ denkt sich aber auch der Prosaische etwas und nimmt sich zusammen. Weniger passend scheint mir die Ueberschrift „Eroica;“ die Musik steht hier hinter dem Versprochenen zurück. „Elfenreigen“ und „Hexentanz“ gehören wohl einer früheren Zeit an; in ihnen herrscht Chopin’s Einfluß am auffallendsten vor, auch in den blos mit „Etude“ überschriebenen Stücken; doch macht die in A dur einen sehr lieblich erfrischenden Eindruck. Der „Nächtliche Geisterzug“ ist schwerlich vom Blatt zu spielen, doch meisterhaft gespielt von großer Wirkung, auf der zweiten Seite bekömmt er durch neuen Rhythmus einen neuen Schwung; noch erinnere ich mich der tiefen Baßnoten, wie sie Henselt anpackte; es war von behaglich urkräftiger Wirkung.

Eine andere vielfach interessante Etudensammlung, seine erste, hat W. Taubert unlängst geliefert. Mehr als alle seine früheren Werke zeigt dieses seine Vertrautheit mit den neuern Compositionsrichtungen; es enthält viel Eigenes, doch auch, was ich um des ersteren willen unterdrückt wünschte, vieles Angeeignete. Warum denn

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Die Ueberschrift rührt von Keferstein her. II.149 Commons