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ist, und der für die Abschneidung der Eingedrungenen entscheidend wurde. Von einer Schlacht mit den Dithmarschen ist freilich nicht direct die Rede, aber es ist doch so etwas angedeutet durch die Hinweisung auf ihre Streitbarkeit, ihren Grimm, die Tüchtigkeit ihrer Bewaffnung, ihre Gewandtheit im Springen und Laufen. Das ist jedenfalls auffallend, da diese durch den Fortsetzer der Geschichte des Albert von Stade und Detmars Lüb. Chron. feststehende Schlacht zum Vortheil der Fürsten ausgefallen war. Es läßt sich kaum anders erklären, als daß der Dichter nur den schrecklichen Menschenverlust, den seine Heimat erlitt, erzählen wollte, wodurch auch dieser Krieg allein in eine mecklenburgische Chronik gehört. Um so viel weniger kann uns die Weglassung von anderem Detail, dem Brand der Wördener Kirche, in Verwunderung setzen. Dagegen erfahren wir, daß Gerhard und Heinrich nicht wie durch ein Wunder sich aus der allgemeinen Niederlage retteten, sondern ruhig und arglos in ihrem Lager blieben, aus dem sich ihre Leute bei Haufen von 60, 80 und 120 fortstahlen zu Verheerung und Plünderung des Landes. Im Hinblick auf dies Leid sammelten sich die Dithmarschen, besetzten die Pässe, und nun erhob sich ein unaussprechlich großer Streit; vergebens suchten sich die Fremden loszuringen von dem eisernen Arm, der sie umfaßt hatte, wohl verkauften sie ihr Leben theuer („Da wart zu beyder siden nod: Gar vil vulkes bleib da tod“), aber jeder Versuch der Fürsten den Ihrigen zu helfen scheiterte, und der ganze Anschlag war verloren: sie mußten unverrichteter Sache wieder abziehen.

Wenden wir uns zum vierten Zeugen, dem Fortsetzer des Albert von Stade. Albert, Benedictinerprior zu Stade, ungewiß, ob Deutscher oder Italiener, legte 1240 seine Abtei nieder, und schrieb eine Chronik bis 1256. Von einem Ungenannten ward dieselbe später noch 60 Jahre weiter geführt, von 1260–1324; derselbe sagt zum Jahre 1319:

„Eo anno Gheradus et Johannes comites Holtzatiae et dominus Hinricus Magnopolitanus de diversis partibus Saxoniae, Westvaliae et Slaviae immensa concregata multitudine

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/285&oldid=- (Version vom 16.9.2022)