Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/297

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Meldorf dem Lande war; daß sie ein Kloster zu bauen beschlossen, während für das ganze Land die Erbauung eines Gotteshauses doch näher zu liegen schien, beweist, daß die Kirche Meldorfs bereits da war. So ist dieß Klostergelübde zugleich ein Actenstück für die Existenz der Kirche Meldorfs.

Fassen wir die Hauptpunkte über das Kloster hier zusammen, so finden wir zunächst, daß die Landesbehörde ihm zweimal jährlich eine Bede d. h. eine Collecte bewilligte, und daß am 25. März 1322 der Stiftungsbrief abgefaßt ward. Es war ein Dominicanerkloster, und Herr Geheimrath Michelsen hat es wahrscheinlich gemacht, daß seine Gründung vom Kloster der Maria Magdalena zu Lübeck ausging. Von der schwarzen Kutte, die sie außer dem Hause trugen, hießen sie schwarze Mönche, denn im Hause war ihre Kleidung ein weißer Talar nebst weißer Kaputze und Skapulier. Neocorus nennt sie auch Jacobiten, wie auch diese Mönche in Paris genannt wurden. Sie waren Bettelmönche, d. h. sie sollten lediglich von der Freigiebigkeit ihrer Umgebung ihren Lebensunterhalt suchen. Um diese wach zu erhalten, mußten sie sich derselben wichtig, nützlich und geachtet machen, und in dieser Beziehung wiesen die Gesetze ihres Ordens sie besonders auf Predigt, Seelsorge und Spendung der Sacramente hin, wie sie denn auch Predigermönche genannt werden. Dadurch wurden sie aber sehr lästige und gefährliche Concurrenten für die Pfarrgeistlichkeit, die sich durch sie in Einfluß und Einkünften geschmälert sah. Zur Ausgleichung dieser Benachtheiligung waren sie verpflichtet worden, von allen Opfern und Vermächtnissen den vierten Theil, die Quarta canonica, an die Pfarrkirchen und Domcapitel abzugeben, worüber denn später ein langer Kampf der Intrigue ausbrach, der auch unser Kloster berührte, bis endlich die Leistung desselben in eine fixirte Abgabe von 58 Mark und außerdem eine Recognition von drei Mark jährlich verwandelt wurde. Besitz sollten nach dem Gesagten eigentlich die Bettelorden überall nicht haben; aber das hätte sie auf die Dauer zu wirklicher Dürftigkeit verdammt. Durch eine wunderliche Fiction empfing die Kirche für sie Grundstücke und

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/297&oldid=- (Version vom 16.9.2022)