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Cilicius Cimber, mag es Johann Ranzau selber oder ein ihm nahe Stehender sein, gibt an: 6000 Mann Garde, 2000 adliger Reiterei und eine große Zahl ausgehobener Leute aus dem Königreich. Zum Glück haben wir einen gleichzeitigen Geschichtsschreiber, und zwar einen sehr bedeutenden, der uns diese Geschichte überliefert hat, den Hamburger Albert Krantz in seiner Saxonia XIII, 25, auf den wir hier hauptsächlich zurückgehen wollen, und der mit Cilicius durchaus übereinstimmt.

Aus ihm erfahren wir zunächst etwas Neues über die Einnahme von Meldorf. Der König hatte sich zunächst nach Windbergen gewendet, und von dort aus erwartete man ihn in Meldorf an der Hamme. Wo das war, kann keinem Meldorfer zweifelhaft sein, an der Bollenbrücke, wo die aus dem Windberger See abfließende Amerswurther Au den Weg nach Windbergen durchschneidet, und darnach traf man in Meldorf seine Anstalten. Krantz nennt die Stelle Hamme; die Existenz einer Hamme südlich von Meldorf auf dem Wege nach Windbergen ist meines Wissens nur durch diese Stelle bekannt. Der König aber täuschte die Erwartung, zog über einen Grasweg und gelangte ohne Kampf nach Meldorf. Auch dieser Weg kann nicht zweifelhaft sein: es ist der Weg über Wolmersdorf, doppelt practicabel bei dem Frost; so rückte das Heer von Osten in Meldorf ein.

Sodann hört man hier manchen Zweifel aussprechen über die Identität des jetzt Dusentdüwelswarf genannten Platzes mit dem Schlachtfelde von Hemmingstedt. Es sei undenkbar, daß man dithmarsischerseits eine Stellung genommen habe mit dem Schweinemoor im Rücken; der Kampfplatz müsse nothwendig weiter nördlich gesucht werden. Der Einwand, so scheinbar er ist, zeigt nur Unkenntniß der Geschichte. Wir wissen aus Krantz, daß es in Dithmarschen eine Friedensparthei gab, die einer solchen Uebermacht gegenüber den Kampf als unsinnig behandelte; das dritte Carmen des Neocorus nennt uns zwei Männer derselben, Carsten Holm und Hans Peters in Heide, die schon in Meldorf mit dem Könige Verbindung angeknüpft hatten. Aber auch die Kriegsparthei (die Landgemeinde zagte) hatte sich

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/316&oldid=- (Version vom 14.6.2018)