Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/71

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und es mit gewaffneter Hand nehmen. Und das ist geschehen ein paar Jahre darauf, und zwar wie der Erzbischof und Heinrich der Löwe genaht sind im gemeinschaftlichen Zuge. Sie hatten sich nämlich 1147 im besten Einverständnisse zu einem gemeinschaftlichen Heereszuge gegen die Slaven im Obotriten-Lande (Mecklenburg) vereinigt, in welchen der Erzbischof für den Herzog mitzog, unter dem Versprechen, daß der Herzog nachher ein Gleiches für den Erzbischof gegen die Dithmarschen thun solle. Nachdem sie im selbigen Jahre 1147 siegreich zurückgekehrt sind, rüsten sie sich mit bedeutendem Heere zum zweiten Zuge, und auf diesem ist mit dem Herzog der Dompropst Hartwig, woraus schon bestimmt folgen will, daß der Zug nicht gegen den Willen des Erzbischofs geschah. Heinrich nennt in einem Erlasse die Dithmarschen Mörder und Feinde des Reiches; denn seit Ermordung ihres Grafen hatten sie sich durch Widerspenstigkeit von aller Herrschaft frei erhalten. Er zieht Truppen mehrerer Vasallen an sich, vor Allen erscheint der Graf Adolf II. von Holstein mit ganzer Macht; auch erscheinen die Grafen von Oldenburg und Andere. Man zieht hin, und es gelingt nicht nur die Dithmarschen zu überwinden, sondern auch vollkommen zu unterjochen.

Wie ward es aber nun mit dem Lande? Es scheint, daß der Herzog seinem früheren Versprechen treu blieb, aber er entschädigte sich dadurch, daß er einen jährlichen Zins auf die Dithmarschen legte, und zwar an Weizen, Roggen, Schaafen und andern Dingen, worüber wir noch Zeugniß finden bei dem Presbyter Bremensis (über dessen Schrift, die lateinisch und sächsisch uns erhalten ist, wir beiläufig bemerken, daß der lateinische Text der Urtext ist; der sächsische ist eine Uebersetzung, die häufig vom Sinne abweicht). Dadurch nun suchte sich Heinrich zu entschädigen, und allem Anscheine nach hat er Adolf II., seinen besten und kräftigsten Gehülfen auf diesem Zuge, dadurch wieder belohnt, daß er ihm eine ganze Quote des Zinses abtrat; denn wir finden, daß demselben nach diesem Zuge eine gewisse Anzahl Scheffel Hafer aus einigen Gegenden der dithmarsischen Geest geliefert werden mußte. Dieß war

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/71&oldid=- (Version vom 14.6.2018)