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in Zeiten der Gefahr die freie Bevölkerung mit ihren hörigen Leuten zurückzog. Aus dergleichen Plätzen sind nachmals die Städte hervorgegangen. Andere verloren im Laufe der Zeit ihre Bestimmung.

Ob Kaiser Karl der Große auf seinen Heerzügen auch in das Milczener Land gekommen ist, ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Die von ihn angebahnte Christianisirung der heidnischen Wenden setzten die folgenden deutschen Könige fort. Mit ihr ging die politische Eroberung des Landes der Wenden und die Einsetzung deutscher Gewalt und Herrschaft in solchem Hand in Hand.

König Heinrich unternahm im Jahre 932 einen Feldzug gegen die Lusiczer in der heutigen Niederlausitz und vermuthlich zugleich gegen die Milczener. Diese waren fortan den Deutschen tributpflichtig und standen unter den Grafen, welche in der vom König neu errichteten Mark Meißen, nachdem in Meißen eine Befestigung angelegt worden war, eingesetzt wurden. Einen Theil des Tributes bezog dieser Graf.

Noch hatte mit der Unterwerfung des Volkes die christliche Kirche nicht festen Fuß gefaßt. Zur Ausrottung des Götzendienstes unter den unruhigen, der sächsischen Herrschaft, wie dem Christenthum feindseligen Wenden bedurfte es vor Allem einer Erweiterung des Netzes, welches die römische Kirche über Deutschland bisher geworfen hatte, um die Regierung der Kirche in den neu eroberten Gebieten zu befestigen und zu stärken. Der Sohn Heinrichs, Otto der Große, unternahm die Fortführung dieses Werkes dadurch, daß das Bisthum Magdeburg zu einem Erzbisthum erhoben wurde, welchem die Bisthümer Havelberg und Brandenburg untergeordnet wurden und durch Errichtung dreier neuen Bisthümer zu Merseburg, Zeitz und Meißen. Die Stiftung dieses letzteren geschah im Jahre 967.

Die Aufgabe der Bischöfe zu Meißen lag in der Christianisirung der dem Bisthum angewiesenen heidnischen Gebiete westlich und östlich der Elbe klar vor. Sie bedurften hierbei der Unterstützung der politischen Herrscher. Vor Allem mußte die Kirche selbst in allen Theilen der Diöces zu gewissem Landbesitz zu kommen trachten, um feste Niederlassungen (Sitze) begründen zu können und zu Einkommen und Ansehen zu gelangen.

Verschiedene Umstände machen es glaubhaft, daß die Einführung der christlichen Kirche in der zum Bisthum Meißen gehörigen Gegend westlich der Elbe leichter und früher erfolgt ist, als in dem von Meißen aus östlich gelegenen wendischen Districten. Auch hier mußte der Kirche die weltliche Herrschaft zu Hülfe kommen. Laut Urkunde vom 1. Januar 1006 (Kal. Jan.:) schenkte König Heinrich II. der Stiftskirche zu Meißen drei seiner Botmäßigkeit untergebene Castelle im Landstrich Milcze oder Milzani, darunter Eines, dessen Name nach der alten äußeren Aufschrift der Urkunde Godouui lautete, mit allem dazu gehörigen Einkommen, Wäldern, Wasserläufen, Mühlen, Fischereien u. s. w. Wir finden hier zum ersten Mal den Ort „Göda“ urkundlich genannt.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Lieschke: Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. J. E. Schmaler, Bautzen 1876, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Ort_und_Parochie_G%C3%B6da.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)