Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag | |
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An diesem Feste wurde bei den Kapuzinern Weihrauch, Salz und Kreide geweiht. Von solchem Salz warf man das Jahr hindurch in die Brunnen. Die Kapuziner kamen in die Häuser der Bürger und weihten daselbst alle Gelasse. Man zündete dabei ein Licht an, nahm Weihwasser und einen Gluthafen und gieng so im ganzen Hause herum. An die Thüre schrieb der Kapuziner mit geweihter Kreide die bekannten Zeichen:
und die Jahreszahl.
ließ man den „Johannissegen“ weihen, besonders die Wirthe, welche den also gesegneten Wein in ihre Weinfässer schütteten. In der Sct. Johanniskirche und bei den Augustinern gab man allen Anwesenden geweihten Wein zu trinken. - Viele Leute trugen an diesem Tage den „Johanniskopf“ um den Kreuzaltar herum in der Meinung, sie würden dadurch vom Kopfweh befreit.
Das war eine heitere Zeit. Man gieng maskern bei Tag und Nacht und zog von einem Wirthshaus zum andern. Bei Tag wurden öfters größere Maskeraden aufgeführt. Besonders feierlich hielten die Metzger ihren Jahrtag am Fastnacht-Dienstag durch den sogenannten
Dabei hatten alle Metzger ohne Ausnahme – Meister und Ledige – bei Vermeidung ihrer gewöhnlichen Zunftstrafe zu erscheinen. Voraus ritt ein Überreiter mit entblößtem
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/423&oldid=- (Version vom 1.8.2018)