Die (eigentliche) Geschichte selbst dachte sich die Kommission in fünf Perioden zerfallend: die erste Periode bis zum Jahre 1564, dem Erscheinen des ersten Meßkatalogs; die zweite bis zum Westfälischen Frieden; die dritte bis zum Eingehen des Frankfurter Meßkatalogs und dem entschiedenen Übergewicht Leipzigs (1765); die vierte bis zur Gründung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler; die fünfte die Neuzeit umfassend. Der Umfang des Werkes sollte womöglich 100 Druckbogen in groß Oktav nicht überschreiten.
Die Kommission verhehlte sich nicht, daß die Vorarbeiten und die Sammlung des Materials für ein derartiges Werk einen längern Zeitraum erfordern würden, ja, daß es sogar fraglich sei, ob so bald und binnen welcher Frist sich ein geeigneter Bearbeiter für dasselbe gewinnen lassen werde. Es wurde deshalb gleichzeitig die Begründung einer in zwanglosen Heften oder Bänden erscheinenden Zeitschrift, des „Archivs für Geschichte des Deutschen Buchhandels“, beschlossen, dessen Bestimmung es sein sollte, durch Veröffentlichung ausführlicher Spezialarbeiten, sowie von Urkunden, Akten u. dgl., den eventuellen Bearbeiter des großen Werkes zu unterstützen und das Interesse an dem ganzen Unternehmen inzwischen rege zu erhalten und zu fördern.
Die Herausgabe dieses Archivs wurde unverweilt in Angriff genommen; das erste Heft erschien bereits Ende des Jahres 1877. Aber schon während der Vorbereitungen dazu hatte die Kommission das kaum erhoffte Glück, in Friedrich Kapp die wissenschaftliche Kraft zu finden, welche bereit und im Stande war, die große Aufgabe: eine Gesamtgeschichte des Deutschen Buchhandels zu schreiben, auf sich zu nehmen und sich ihr voll und ganz zu widmen. Einstimmig hatten der Vorstand des Börsenvereins und die unterzeichnete Kommission in einer am 25. September 1877 in Koburg abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung beschlossen, Friedrich Kapp die Bearbeitung zu übertragen, und am 19. Mai 1878 wurde – nachdem die notwendigen Formalitäten (wie Genehmigung seitens der Generalversammlung u. s. w.) erledigt waren – der erforderliche Vertrag mit ihm abgeschlossen. In demselben waren zehn Jahre für die Fertigstellung des großen Werkes in Aussicht genommen; fünf davon wurden auf die umfänglichen und zeitraubenden Vorarbeiten gerechnet.
Angestrengt und unentwegt hat sich Kapp seit diesem Zeitpunkt seiner großen und schweren Aufgabe gewidmet, in ununterbrochenem engsten
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_00.djvu/007&oldid=- (Version vom 1.8.2018)