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sich in dem zum Stadtviertel Kirschgarten gehörigen Hofe, welcher „der Saulöffel“ hieß. Dieses im gotischen Stile erbaute Haus zeigt über seiner Eingangsthür ein in Stein gehauenes offen liegendes Buch; es diente auch im 17. Jahrhundert mehrern mainzer Druckern als Offizin. Auf Meydenbach folgte Peter Friedberg, der von 1493 bis 1498 druckte. Es sind etwa 24 Stücke von ihm erhalten, welche in demselben kleinen Quartformat und mit denselben gotischen Typen erschienen. Im Jahre 1508 ließ sich Friedrich Heumann in dem „Saulöffel“ nieder, war aber nur bis 1509 thätig. Es ist eine bis auf die neueste Zeit von einem „Gelehrten“ dem andern nachgeschriebene Fabel, daß er von den „Brüdern vom gemeinsamen Leben“ im Kloster Marienthal die Typen der zweiundvierzigzeiligen Bibel gekauft, also mit den ersten Gutenbergschen Schriften gedruckt habe. Dagegen ist er der Verleger des seltenen satirischen Werkchens „De Fide Meretricum in suos Amatores“ (1508). Es vergingen jetzt wieder mehr als 20 Jahre, bis Peter Jordan 1531 in Mainz eine neue Druckerei errichtete; allein auch er hielt nicht lange aus. In seinem Verlag erschien eine vortreffliche, auf Ickelsamerschen Grundsätzen fußende deutsche Grammatik: „Die Leyenschul“. Er wurde zwar auch, wie Johann Schöffer, zum Drucker des mainzer Domkapitels ernannt, fand jedoch in dieser Stellung seine Rechnung nicht. Als solcher druckte er 1534 die deutsche Bibel Johann Dietenbergers gegen die Luthersche Übersetzung, ein mit Holzschnitten und überhaupt schön ausgestattetes Werk. Die große Mehrzahl seiner Bücher ist deutsch; Lateinisches hat er dagegen nur wenig gedruckt. Außerdem übernahm er Aufträge für fremde Buchhändler, wie z. B. Peter Quentel in Köln. Das letzte von ihm 1535 in Mainz veröffentlichte Werk ist eine neue Ausgabe von Johann Stöfflers „Astronomie“, welche zuerst 1513 in Oppenheim erschienen war.

Längern Bestand hatte die Druckerei von Franz Behem oder Böhme, einem Meißener. Er errichtete sie 1539 zwischen den Häusern des St. Victorstifts vor Mainz diesseit Weißenau und druckte dort eine Reihe wertvoller, den Bücherliebhabern wohlbekannter Werke, meist theologischen Inhalts. Auch das berühmte lateinische Lobgedicht auf Gutenberg und seine Erfindung von Johann Arnold von Bergel (Bergellanus) ging im Jahre 1541 aus Behems Offizin hervor, in welcher der Dichter vermuthlich als Korrektor angestellt war. Nach der

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 079. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/015&oldid=- (Version vom 1.8.2018)