habe er sein erstes Buch: „Missale Coloniense“, zu Paris auf seine Kosten drucken lassen. Allein die Bibliographen kennen eine Ausgabe dieses „Missale“ von 1507 gar nicht. Panzer citiert nach der „Bibliotheca Thottiana“ eine solche von 1506, ohne daß in dem kurz gegebenen Titel Birckmanns Adresse vorkommt. Gewiß ist jedoch, daß Birckmann bei demselben Drucker, Wolfgang Hopyl, im Jahre 1514 eine den meisten Bibliographen unbekannte Ausgabe desselben „Missale Coloniense“[1] in prachtvoller Ausstattung mit vielen Metallstichen hat herstellen lassen und daß sein erstes erwiesenes Verlagswerk im Jahre 1513 bei demselben Drucker zu Paris herauskam. Wenn je das Vorbild eines tüchtigen Mannes auf einen noch in der ersten Entwickelung begriffenen Geschäfts- und Ideenkreis belebend und stärkend einzuwirken vermocht hat, so muß die Beweglichkeit und Thätigkeit Franz Birckmanns einen geradezu bahnbrechenden Einfluß ausgeübt haben. „Geschäftstüchtig, unternehmend und beweglich“, wie A. Kirchhoff ihn charakterisiert, „Arbeit und Mühseligkeit nicht scheuend, bald in London und Canterbury, bald in Löwen, Brügge, Frankfurt a. M., Köln, Antwerpen, Paris, Tübingen oder Basel, überall durch seinen Unternehmungsgeist, durch seine Thätigkeit den einheimischen Buchhändlern, nicht ohne ihre Eifersucht zu erregen, zuvorkommend, den Austausch der litterarischen Produkte Deutschlands, Englands, Frankreichs und der Niederlande vermittelnd, bietet er die interessante Persönlichkeit eines thätigen und verständigen Buchhändlers jener Zeit und ein anziehendes Beispiel des Buchhandels durch Vermittelung weiterer Reisen.“[2] Die Größe seiner Geschäfte in England geht aus einem Briefe des Erasmus von Rotterdam aus Canterbury vom 21. Dezember 1520 an Andreas Ammonius hervor, worin er bei Erwähnung Birckmanns von diesem sagt: er pflege fast alle Bücher daselbst einzuführen.[3] In London scheint Birckmann sogar ein stehendes Geschäft gehabt zu haben, denn auf einem „Graduale ad usum Sarum“ von 1528, welches er zu Paris durch Nikolaus Prevost drucken ließ, heißt es, daß es zu London bei Franz Birckmann auf dem St. Pauls-Kirchhof zu haben sei.[4] Letzterer scheint übrigens ein Buchhändlerquartier, ähnlich wie zu Köln „Unter Fettenhennen“, gewesen zu sein, denn auch auf mehrern Werken, die der londoner Buchhändler Wilhelm Bretton drucken ließ, befindet sich dieselbe Adresse.[5] Erasmus bediente sich der Vermittelung Birckmanns nicht nur in seinen Geldgeschäften und
Fußnoten
- ↑ Klemms Katalog. Nr. 809.
- ↑ Kirchhoff a. a. O. S. 90.
- ↑ Erasmi Opera. Lugduni Bat. 1703. Vol. III, 105.
- ↑ Panzer a. a. O. VIII, S. 118. Nr. 1742.
- ↑ Daselbst VII, S. 518. Nr. 155; S. 543. Nr. 374.
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)