Man schalt ihn den reformirten Buchhändler. Am 25. November 1535 ließ er sich in Marburg immatrikulieren, offenbar, um des Schutzes der Universität teilhaftig zu werden, denn er errichtete dort eine Druckerei, in welcher er die Schriften druckte, für welche er bei der damaligen strengen kölner Censur die Druckerlaubnis nicht erhalten konnte. „Coloniensis Typographus insignis et vir modestiae singularis“ nennt ihn die marburger Matrikel. Eine Zeit lang druckte Hirtzhorn gemeinschaftlich mit Hero Alopecius (Fuchs, vulpis, 1521 bis 1540), trennte sich aber bald wieder von ihm.
Außer Kaspar van Gennep oder Genipäus, Johann van Kempen oder Kempensis waren in Köln noch die Brüder Nikolaus und Konrad Cäsarius, 1518 bis 1524, thätig, aus deren Offizin zwar wenige, aber wegen ihrer Korrektheit sehr geschätzte Werke hervorgingen. Zu den berühmtesten kölnischen Handlungen gehört ferner die Cholinsche Offizin. Der Stifter derselben, Maternus Cholinus, 1555 bis 1587, ein Geschäftsfreund Chr. Plantins, ließ anfänglich auf seine Kosten bei andern drucken, legte aber später eine eigene Druckerei an und wurde Mitglied des kölnischen Rats. Sein Nachfolger war Goswin Cholinus, 1587 bis 1606; diesem folgte sein Sohn Peter, der kurfürstlicher Hofbuchdrucker wurde, bis zum Jahre 1636, zu welcher Zeit die Firma „Vidua P. Cholini“ lautet. Johann Arnold, ein Sohn Peters, zog später nach Frankfurt a. M., wodurch die Firma in Köln erlosch. Schon vorher war ein großer Teil des Geschäfts an Bernard Wolter (Gualterus), 1599 bis 1635, einen aus den Niederlanden gebürtigen Buchhändler, gekommen, der eine Tochter des Maternus Cholinus geheiratet hatte. Die Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie Cholinus hat demnach das Verdienst, eine mehr als hundertjährige Thätigkeit entfaltet zu haben, in welcher sie die gebildete Welt in zahlreichen und würdigen Gaben aus allen Fächern der Litteratur beschenkt hat.
Das von allen kölner Handlungen aber durch die längste Dauer gekrönte Geschäft, welches noch bis auf den heutigen Tag, zwar unter häufig veränderter Firma, aber in demselben „Einhorn-Hause“, Unter Fettenhennen Nr. 13, als Rommerskirchens Buchhandlung und Buchdruckerei (J. Mellinghaus), blüht, ist die von Johann Gymnicus (Gymnich) 1516 begründete Druckerei und Buchhandlung, die von 1529 ab unter dem Signet des Einhorns geführt, im Jahre 1879 die Feier des
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/042&oldid=- (Version vom 1.8.2018)