Übrigens hielt sich Kölns Bedeutung als Druck- und Verlagsort nur bis zum Dreißigjährigen Kriege auf ihrer alten Höhe. Von da ab sinkt sie reißend schnell. Die Thätigkeit der kölner Pressen beschränkt sich fortan (einige Ausgaben von Kirchenvätern ausgenommen) auf den Druck rechtgläubiger katholischer Schriften und der entsprechenden Elementar- und Handbücher für die katholische Universität und die Schulen. Auf diesem Gebiete versorgen sie das ganze nordwestliche und nördliche Deutschland. Die geistliche Censur ist hier so streng wie in Bayern. Die alleinseligmachende Kirche herrscht in Köln unbedingt. Das Kurfürstentum ist überhaupt kein weltlicher Staat, und der Jesuitismus unterdrückt jeden Kampf, nachdem er den ihn durch den Protestantismus bedrohenden Gefahren mit knapper Not entgangen ist. Der Übergang zur völligen Bedeutungslosigkeit vollzieht sich aber nur in allmählichen Abstufungen. Die kölner Pressen wollten Beschäftigung und fanden sie zunächst im Nachdruck. Die günstige Lage trug mächtig zur Verbreitung, also auch zur Blüte dieses Geschäfts bei. Die Verhältnisse lagen hier so bequem, daß schon von 1587 bis 1594 der Italiener Johann Baptist Ciotti in Köln eine Druckerei errichtete, in welcher er die in seiner Heimat vergriffenen oder selten gewordenen Werke neu herstellte, um sie mit Vorteil diesseit, wie jenseit der Alpen zu verkaufen. Selbst in den geistig gesunkensten Zeiten war die äußere Ausstattung der Bücher, namentlich der Andachtsbücher, immer noch leidlich gut. Man versuchte wenigstens, sich an gefällige venetianische, Plantinsche und Elsevierische Muster anzulehnen und verwandte namentlich viel Aufmerksamkeit auf die Titelkupfer, deren einzelne selbst in spätern Zeiten noch in Venedig gestochen zu sein scheinen. Venetianische Kupferstich- und Bilderhändler treten vielfach im 17. Jahrhundert in Köln auf. Büllingen hat seiner Sammlung die Originaltitel der Hauptwerke der von ihm angeführten Verleger beigefügt. Die Stiche sind vielfach, wenn in der Auffassung auch zopfig, in ihrer Ausführung doch von vollendeter Sauberkeit, Reinheit und Eleganz.
Der chronologischen Folge entsprechend, wendet sich die Darstellung nunmehr nach.
In der Inclyta Germaniae Basilea vereinigten sich alle Bedingungen, welche die naturgemäße Voraussetzung für das Aufblühen der
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/044&oldid=- (Version vom 1.8.2018)