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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 02.djvu/067

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Jahre er zuletzt Steuern zahlte, als sehr vermögender und angesehener Mann und soll ein Alter von 85 Jahren erreicht haben.[1]

Ein fast ebenso bedeutender Buchhändler ist Johann Rynmann aus Öhringen, ursprünglich Leibeigener der Grafen von Hohenlohe, von welchen er 1498 für 800 Gulden seine Freiheit erkaufte. Er muß um die Mitte des 15. Jahrhunderts geboren sein. Zum ersten mal wird er 1475 in den augsburger Steuerbüchern als Goldschmied erwähnt. Als solcher hat er in der Folge auch Stempelschneiderei und Schriftgießerei betrieben und nennt sich selbst noch 1502: „Characterum venetorum opifex“ (Kursivschrift). In seinem Loskaufbrief heißt es, daß er etliche Jahre einen Handel und Gewerbe mit gedruckten Büchern und andern Waren, in auswärtigen Königreichen und bei fremden Nationen, in Ober- und Niederdeutschland geführt und alle Jahre große und weite Reisen gemacht habe. Es ergibt sich aus dieser Bemerkung, daß Rynmann in den neunziger Jahren, wenn nicht schon früher, mit seinen Goldschmiedewaren zugleich einen Sortimentshandel verband, welcher ihm bedeutenden Gewinn abgeworfen haben muß, denn 800 Gulden bares Geld, welche er, ohne seine liegenden Gründe zu veräußern, für seine Freiheit zahlte, waren für jene Zeit eine sehr bedeutende Summe. Trotz ihrer Zahlung war er gleichzeitig noch im Stande, ein großes Verlagsgeschäft zu begründen und bis zum Jahre 1522 immer mehr auszudehnen. Rynmann beschränkte sich auf die theologische Litteratur, namentlich homiletische und ascetische Werke, deren Absatz lange ein glänzender war, bis die Reformation sie plötzlich unverkäuflich machte. Von den 146 Verlagswerken, welche Kirchhoff einzeln angibt, hat Rynmann kein einziges selbst gedruckt; die meisten derselben (112) sind aus der Presse von Heinrich Gran in Hagenau hervorgegangen, sodaß die Annahme gerechtfertigt erscheint, daß Rynmann die Gransche Buchdruckerei gehört habe. Seine geschäftliche Tüchtigkeit und Thätigkeit erregte mit Recht die Bewunderung seiner Zeitgenossen, wie z. B. des Konrad Celtis. Er selbst nannte sich mit Stolz: „der teutschen Nation nahmhafftigsten oder fürtreffenden Buchführer und Archibibliopola.“ Von 1522 an verschwindet der Name Rynmanns aus der Reihe der Verleger; er muß in diesem Jahre gestorben sein.[2] Das Geschäft ging an seinen Schwiegersohn, Wolf Präunlein, über, welcher seit 1524 auch die in Leipzig unter der Firma „Pantzschmanns Buchhandel“ arbeitende Verlagsassociation bis zum Jahre


Fußnoten

  1. Herberger, Th., Zur Geschichte der Einführung der Buchdruckerkunst in Augsburg. Daselbst 1865. S. 14, und Augsburger Steuerbücher, vom Verfasser im Januar 1882 eingesehen.
  2. Kirchhoff, A., Beiträge. I, 8–40; das Weitere nach einem inzwischen erst gedruckten Vortrag desselben.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/067&oldid=- (Version vom 1.8.2018)