die Reformatoren und der intriguierende König von England, alle die Könige von Dänemark, ihre Krönungen, Vermählungen und andere Feste bis zur letzten Feier, die Adiaphora und die Sakramentierer, die geistlichen Lieder, die Pestilenz und der Kirchenbrand, die Kalenderweisheit und Astrologie, die dürftige Naturkunde und Medizin, die Rechtsbücher, besser redigiert, deren Druck das Recht dem mystischen Dunkel und der Vergessenheit entreißend, es vor jedes Bürgers Schwelle brachte, die aufkeimende gründliche Philologie, die Kunde des längst entschwundenen häuslichen Lebens und ersten Unterrichts, – dieses und so manches andere, was die der Gegenwart frohen Enkel nicht ganz vergessen sollen, sieht das Auge in den Büchertiteln vor sich vorüberziehen.“ Dem gegenüber sind die Anfänge der Buchdruckerei Hamburgs im 15. Jahrhundert nur dürftiger Natur. Es waren die Brüder Hans und Thomas Vorchardes, welche daselbst 1491 mit einem lateinischen Gebetbüchlein, den „Laudes b. Marie virginis“, als ihrem Erstlingsdruck hervortraten; Hans druckte bis 1510, in welchem Jahre noch einige Bücher in niedersächsischer Sprache bei ihm erschienen. Hamburg trat gleich in der ersten Zeit eifrig für die Sache der Reformation ein, weshalb die dortige Flugschriftenlitteratur (meist ohne Namensangabe der Drucker) eine ausgedehnte ist. Bedeutender war der Buchdruck Hamburgs im 16. Jahrhundert aber ganz besonders für die Verbreitung der niedersächsischen Litteratur. Es wirkten 1523 bis 1531 der schon seit Ende des 15. Jahrhunderts in Lübeck thätige Jürgen Richolff, 1536 und 1537 Franz Rohde, der aus Marburg gekommen war. Der bedeutendste Drucker der Stadt wurde aber Joachim Louwe, Lewe oder Löw, dessen Thätigkeit von 1549 bis 1569 reicht. Ihm folgte sein Sohn gleichen Namens bis zum Jahre 1589. Bis zum Ende des Jahrhunderts finden sich noch ein Dutzend andere Drucker, deren spezielle Aufzählung aber zu weit führen würde. Nennenswert ist aus späterer Zeit nur noch der gelehrte Georg Ludwig Frobenius (von 1602 an), ein Nachkomme des berühmten baseler Druckers. Von Buchführern ist eine ziemliche Reihe bekannt, ohne daß etwas besonderes über sie zu berichten wäre.
Der Schluß des 15. Jahrhunderts bringt nun noch das Auftreten der Buchdruckerkunst in einigen kleinern deutschen Städten, die aber des Bemerkenswerten so gut wie nichts bieten. In Freiburg im Br. ist es Kilian Fischer oder Piscator, der 1493 das erste Buch druckte,
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/114&oldid=- (Version vom 1.8.2018)