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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 03.djvu/020

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Blasebalg), zwischen den St. Benediktinern und Jakobinern, eine neue Druckerei, welche ganz ungescheut das nachdruckte, was Kranz, Freiburger und Gering ein Jahr vorher gebracht hatten. Ihre Thätigkeit fällt zwischen die Jahre 1474 und 1480 und umfaßt nach französischen Angaben 21, nach Panzer aber nur 19 verschiedene Werke, davon 14 in Folio und 5 in Quart. Darunter befinden sich nicht weniger als 11 Ciceronianische Schriften und drei römische Schriftsteller, nämlich Sallust, Seneca und Valerius Maximus, aber kein Dichter.[1] Keysers starb im Jahre 1509.

Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts zählte Paris 66 Druckereien, darunter neun ausschließlich von Deutschen begründete, wie z. B. außer den bereits genannten die Drucker Georg Mittelhaus aus Straßburg (1484), Johann Higman (1484), Wolfgang Hopilius (Hopyl), 1490, Johann Philipp aus Kreuznach (1494), Anton von Nidel (1497), Thielmann Kerver aus Koblenz (1498) und Nikolaus Wolf, Lutriensis (1500).[2] Unter den Setzern und Druckern der verschiedenen Offizinen müssen sich natürlich mehrere hundert Deutsche befunden haben. Genug, Deutsche bürgerten die Kunst in Paris ein und brachten sie dort zur Blüte.

Ebenso tief eingreifend in die französischen Buchdrucks- und Verlagsverhältnisse erwies sich in der Folge auch die Verbindung der großen deutschen und französischen Druckerdynastien. So verheiratete sich der, seinen Gesellschafter Gering um acht Jahre überlebende Berthold Rembolt, etwa zu Anfang des Jahrhunderts, mit Charlotte Guillard, welche in der Schule ihres Mannes bald eine ausgezeichnete Druckerin wurde und die Kunst fast ein halbes Jahrhundert, bis zu ihrem 1566 erfolgten Tode, ausübte. In zweiter Ehe heiratete sie 1520 einen nicht minder bedeutenden französischen Drucker, Claude Chevallon, der aber auch vor ihr (1542) starb. Von da an bis zu ihrem Ableben gab Frau Charlotte ihre hervorragendsten Drucke heraus: eine lateinische Bibel und die Kirchenväter Gregor, Hieronymus, Chrysostomus, Basilius, Augustin und Origenes, in lateinischer Sprache natürlich, aber mit griechischen und hebräischen Verweisungen.[3] Ein Deutscher, sagt Madden, führte die Buchdruckerkunst in Frankreich ein, und die französische Frau eines Deutschen entwickelte sie zur höchsten Blüte. Der in Lyon eingewanderte und 1498 daselbst gestorbene deutsche Drucker Johann Trechsel verheiratete seine Tochter Thalia an seinen Korrektor, den frühern Professor der pariser Universität, den Belgier Josse Bade (Badius) aus Asche,


Fußnoten

  1. Daselbst S. 231.
  2. Daselbst S. 245–247. Madden schließt sich übrigens hier im wesentlichen an Panzer an.
  3. Daselbst S. 262.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)