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zwischen den Jahren 1489 und 1530 die ansehnliche Zahl von 30 dort als Bürger aufgenommenen Buchführern, von welchen 3 auf das 15. und 27 auf das 16. Jahrhundert kommen. Jene stammten aus Mittweida (1489), Wasserburg (1492) und Brixen (1494); diese, soweit der Geburtsort angegeben ist, aus Karlstadt, Grüningen, Grimma, Bärwalde, Köln, Augsburg, Eger, Crottendorf und Großenhule. Bereits im Jahre 1492 wird die leipziger Messe von fremden Buchführern, wie Wilhelm Bel aus Köln, ja von nürnberger Briefdruckern und Kartenmachern besucht. Alle jene leipziger Buchführer aber erweisen sich als am Verlagshandel völlig unbeteiligt, ja verdanken (seit der Mitte der zwanziger Jahre) zum Teil sogar ihre Existenz der Abtrennung der Sortimentsgeschäfte verlegender Buchdrucker. In Hermannstadt in Siebenbürgen erscheint Johannes „Buchfyrer“ zuerst 1506 und zuletzt 1524. Einem „Buchfyrer“ desselben Namens begegnet man auch 1522 in Schäßburg.[1] Als Sortimentsbuchhändler nennt auch die Abrechnung der Interessenten an der Schedelschen Weltchronik vom 22. Juni 1509 unter andern: Martin Huß (zugleich großer Drucker und Verleger) in Lyon, Hans von Koblenz (Kerver), ebenfalls Drucker, in Paris, Paul Wagner in Straßburg, Hieronymus in Prag, Walter von Lebnitz in Graz, Diebold Feger in Ofen, Mathias Walker in Pforzheim, Georg Kesselmann in Augsburg u. a. In Nürnberg umfaßt schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts die Bezeichnung „Buchführer“ sowohl den Sortimentsbuchhandel als auch die Straßenkolportage. Es wird dem nürnberger Juristen Scheurl zum besondern Verdienst angerechnet, daß er während seiner akademischen Thätigkeit in Wittenberg (1507 bis 1512) die Errichtung des ersten Buchladens dort veranlaßt hatte. Auch in Erfurt war der buchhändlerische Verkehr um jene Zeit schon sehr bedeutend. In den Quellen werden Buchdrucker und Händler, da sich noch kein fester Sprachgebrauch in dieser Beziehung entwickelt hatte, leider nur zu oft durcheinander gewürfelt, sodaß man sie schlecht unterscheiden kann. Indessen schreibt Scheurl am 13. März 1518 an der erfurter Humanisten Trautvetter: „Euer Rektor Herebordus Margeritus ist mit seinen Kollegen, unter welchen auch dein Buchhändler, gegen mich sehr dienstwillig.“ Die Ausbreitung der mit der Reformation namentlich den Schulunterricht hebenden Buchdruckerkunst vermehrte aber nicht allein die Bildungsmittel, sondern erzeugte auch an bisher untergeordneten, kleinern


Fußnoten

  1. Augsburger Stadtarchiv (Steuerlisten). Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels: Aufsatz von Kirchhoff I, 23; Aufsatz von Fr. Teutsch IV, 22.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)