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mit der Klugheit der Schlange vereinigt, Ruhm und Reichtum erwerben.“ Leider aber traf diese Weissagung nicht ein. – Aldus war ein mehr schöpferischer Geist, der neue Erfindungen machte und manche Verbesserungen einführte; Froben ein mehr bedächtiger Mann, welcher die Aldinischen Eroberungen nachahmte und gewissenhaft im Interesse seiner Kunst ausbeutete. So ließ er nach dem Vorbild der meisten italienischen Drucker und des Aldus die eckige und schwerfällige sogenannte gotische Schrift fallen und druckte 1513 zuerst die Sprichwörtersammlung des Erasmus mit der neuen Kursiv. Froben sowohl als Aldus können nicht genug wichtigen und lohnenden Stoff für ihre Pressen bekommen und wünschen nichts mehr als neue Funde. Ihre Gelehrten können ihnen nicht schnell genug arbeiten und nichts ist ihnen peinlicher als wenn ihre Pressen stillstehen. Aus dem Briefwechsel des Beatus Rhenanus (1485 bis 1547) geht hervor, daß die Offizinen Frobens, der Amerbachs, Herwagens und Oporinus’ nicht nur die Sammelpunkte der Gelehrten waren, in welchen man alles erfuhr, was diese interessierte an neuen Funden und Ausgaben, allerlei Personalien und Skandalgeschichten, sondern auch wahre Zufluchtsstätten ärmerer Jünger der Wissenschaft und wandernder Scholaren. Rhenanus z. B. genoß namentlich von Froben und den Amerbachs vielfache Unterstützung. Mutianus Rufus lobt Froben begeistert ob seiner wissenschaftlichen Leistungen und der durch sie allgemein zugänglich gemachten alten Codices, wie er denn auch mit der höchsten Anerkennung der „Autores Frobeniani“ gedenkt.

Frobens buchhändlerische Bedeutung und Stellung in der wissenschaftlichen Welt spricht sich übrigens am klarsten in seinen Verhältnissen zu Erasmus aus, mit welchem er von 1513 an bis zu seinem Tode in inniger, ungetrübter Freundschaft verbunden war. Ihre Beziehungen zueinander waren herzlicher, als die zwischen Erasmus und Aldus. Es ist der Bund „des Fürsten der Buchhändler“ mit dem Fürsten der Wissenschaft, wie die beiderseitigen Verehrer Froben und Erasmus nennen. Letzterer war 1521 zum zweiten mal zum Besuch nach Basel gekommen, blieb aber, hauptsächlich durch Froben freundschaftlich angezogen und auch geschäftlich gefesselt, bis 1529 also bis kurz nach dessen Tode, dort fast neun Jahre, und zwar die längste Zeit im Frobenschen Hause, wohnen. Hier sammelte sich um ihn eine ganze Schar jüngerer und älterer Männer, welche sämtlich der neuen Richtung zugethan, ihn als ihren Führer und

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/029&oldid=- (Version vom 1.8.2018)