an den Adel deutscher Nation, welche am 18. August 1520 ausgegeben und sofort in 4000 Exemplaren verkauft wurde, sodaß schon fünf Tage später, am 23. August 1520, eine neue Auflage veranstaltet werden mußte. Von seiner Disputation mit Eck wurden auf der frankfurter Herbstmesse des Jahres 1518 in ein paar Tagen 1400 Exemplare abgesetzt. Auf dem Gebiete des Buchhandels bereitete sich ein mächtiger Umschwung vor. Kirchenväter und Klassiker, profane und geistliche Gelehrsamkeit traten plötzlich auf dem Büchermarkt in den Hintergrund, sanken zum Teil zu Ladenhütern herab. Selbst die bis dahin vorzugsweise gesuchten Werke des Erasmus waren seit 1518 weniger begehrt. Kaum war dagegen eine Luthersche Flugschrift erschienen, so wurde sie in Basel, Augsburg und Nürnberg, oft auch in andern Städten ohne Angabe des Druckorts, von einem Dutzend, wenn nicht mehr Druckern zur selben Zeit und in verschiedenen Auflagen nachgedruckt. Alte hochstehende Firmen, wie z. B. Froben in Basel und Koberger in Nürnberg, wurden von jungen aufstrebenden Buchhändlern, wie Adam Petri, überflügelt. Ersterer ließ sich von Erasmus einschüchtern und druckte seit 1520 nichts mehr von Luther, wie sich denn auch der gelehrte Rotterdamer dieses Einflusses in seinen Briefen an Papst Leo X. und an den Fürsten Carpi rühmt. Die Koberger verhielten sich sogar ablehnend gegen Luthers Anerbietungen und zogen ihnen ihre alten Folianten vor, auf denen sie dann schließlich sitzen blieben. So warfen sich die jungen und strebsamen Händler bald ausschließlich auf Luther, da er mit jedem Tage mehr eine Goldgrube für sie wurde. Die Schriften der Gegner der Reformation seien unverkäuflich, klagten die leipziger Buchhändler, und es sei nur dann ein Verleger für sie zu finden, wenn der Verfasser die Druckkosten trage, meinen Johann Cochläus und Georg Wizel.
Diese allmähliche, kaum in die Augen fallende friedliche Umwälzung geht schon aus dem Nachweis hervor, welchen die kritische Gesamtausgabe der Werke Luthers über dessen erste Schriften gibt. Es mögen deshalb über die Verbreitung derselben hier auf Grund des ersten Bandes die nähern Einzelheiten folgen.
Luthers erster Drucker war Johann Weißenburger aus Nürnberg, welcher sich 1513 in Landshut in Bayern niedergelassen und hier für den Humanisten Christoph Scheurl, des Reformators damaligen Freund, gedruckt hatte. Scheurl scheint den Landsmann an Luther empfohlen
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/007&oldid=- (Version vom 1.8.2018)