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seinem Denken und Thun von den Priestern abhängig ist; der Protestantismus kennt eigentlich keine Laien und will jeden Menschen zu einem selbst Denkenden erziehen. Diese äußerlich oft verblaßten, aber nie ganz verwischten Ziele lassen sich überhaupt nicht ausrotten und bedingen auf protestantischer Seite die Massenproduktion der Bildungsmittel, namentlich der Bücher. Sie erweitert sich mit jedem Jahre mehr zu einer reichern und umfassendern Litteratur. Die Pädagogik wird eine Wissenschaft und die Verbreitung der gelehrten Erziehung eine Art nationaler Eigentümlichkeit, welche durch mancherlei politische Rückschläge sogar noch gefördert wird.

Luther ist der Ausgangspunkt für alle diese Strömungen des geistigen Lebens. Er hat zuerst die Kräfte entfesselt, in deren Wechselwirkung das ABC-Buch von Ickelsamer den berechtigten Anfang bildet. Buchdruck und Buchhandel verdanken Luther ihren großartigen Aufschwung. Bis zur Zeit des Humanismus und der Reformation hatte allerdings schon in Deutschland ein bedeutender Bücherhandel geblüht. Aus diesen beiden mächtigen Bewegungen heraus entwickelte sich aber ein für das Leben des deutschen Volks und den Fortschritt der ganzen gebildeten Welt noch viel bedeutenderer Faktor – der deutsche Buchhandel.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/043&oldid=- (Version vom 1.8.2018)