am Main brachten. Schon die Schriftsteller des Mittelalters erschöpfen sich im Lobe ihrer Messen. Einer nennt sie das Haupt aller Jahrmärkte auf Erden, der andere den kleinen Inbegriff der Welt, der dritte das Kaufhaus der Deutschen, der vierte den berühmtesten Markt Europas.
Diesem blühenden Verkehr führte die nach der Einnahme von Mainz, also seit 1462 sich ausbreitende Buchdruckerkunst gegen den Anfang des letzten Drittels des 15. Jahrhunderts einen neuen einträglichen und den für die Gesittung der Welt bedeutendsten Meßartikel zu. Es war der Buchhandel mit seinen Erzeugnissen, nicht nur von Deutschland und den angrenzenden Ländern, sondern auch von Italien, Frankreich, England und Spanien.
Man hat bisher in Ermangelung quellenmäßiger Nachweise fast allgemein angenommen, daß die ersten Bücherumschläge auf der frankfurter Messe etwa um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts begonnen haben könnten; indessen steht nach den inzwischen aufgefundenen Akten fest, daß sie jedenfalls schon in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts stattgefunden haben. Das ergibt sich klar aus der schon im zweiten Kapitel erwähnten Interzession des frankfurter Rats vom 3. Juni 1469 für Fust und Schöffer bei dem Magistrat von Lübeck. Die betreffende Schuldforderung konnte nicht vor 1462 entstanden sein, da die achtundvierzigzeilige Bibel erst am 14. August 1462 vollendet wurde, auch nicht nach 1466, da Fust in diesem Jahre starb und Schöffer erst von 1467 an das Geschäft für sich allein weiter führte. Man kann also mit einigem Recht sagen, daß bereits die ersten Buchdrucker, welche ihre Kunst geschäftsmäßig ausbeuteten, daß Fust und Schöffer die große frankfurter Messe zugleich zur Buchhändlermesse prädestinierten. Die aus der Ferne herzuströmenden Kaufleute, wie jene hier in Betracht kommenden lübecker, konnten wohl in Frankfurt in die neuen Buchläden kommen, würden aber schwerlich den Umweg über Mainz zum Verleger gemacht haben, um einige verhältnismäßig unbedeutende Artikel einzukaufen. Früher oder später hätten allerdings die Erzeugnisse der neuen Kunst wohl den alten bewährten Markt aufsuchen müssen; aber fraglich kann es dennoch sein, ob Fust und Schöffer ihr Samenkorn im vollen Bewußtsein der spätern Tragweite ihres Vorgehens ausstreuten. Denn bekannt ist ja, daß beide, obschon sie es mit beiden Parteien gehalten
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/003&oldid=- (Version vom 1.8.2018)