Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 10.djvu/107

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sein und derowegen Ihre Handlungen nach Leipzig, allwo sie sowohl mit Kayserlichen Commissionen als auch dem Büchertax etwa verschonet bleiben dörfften, transferiren mögten. Darzu alle obermelte Buchhändler umb so viel mehr angefrischet werden, dieweil ohne dem auch Euer Kayserl. Mt. Bücher-Commissarius Sperling extra et contra limites officii mancherley Irrung im Buchhandel verursacht.“ Dann würden nicht nur die Häuser sehr vieler frankfurter Bürger, die in den dem Buchhandel gewidmeten Gassen gelegen, entwertet, sondern auch der Stadt Renten und Einkünfte derart geschmälert werden, daß – das immer wiederkehrende Argument – der Stadt dann die Reichsanlagen und andere Lasten zu tragen unmöglich fallen würde. Auch wäre zu besorgen, daß andere Handelszweige dem Beispiele folgen und die Messen vollends zu nichte gemacht werden dürften. Ebenso könnte es dem bono literario nicht zuträglich sein, wenn die fremden Buchhändler wegblieben und man ihre Bücher bei ihnen abholen lassen müßte, „und müßte man doch darbey ihr Liedlein singen und die Bücher nach ihrem Anschlag bezahlen.“ Deshalb bittet der Rat dringend, zugleich für die sämtlichen frankfurter Buchhändler, von der Büchertaxe abzusehen „und es bey deme unter ihnen Buchhändlern vormahls unanimo consensu placitirten und verglichenen puncten bewenden zu lassen“.

Sicherlich würde auch diese Eingabe, wie die frühern, ohne Erfolg geblieben sein, wenn die Sache nicht bald von selbst ein klägliches Ende genommen hätte. Am 22. April 1672 mußte Hünefeld dem Kaiser berichten: obgleich in der laufenden Ostermesse sämtliche anwesende Buchhändler auf einen gewissen Tag und Stunde vorbeschieden worden wären, um ihre Vorschläge zu machen, sei einzig und allein Wilhelm Serlin von Frankfurt, und zwar mit einer unbescheinigten Vollmacht der übrigen dortigen Buchhändler, erschienen und habe erklärt, daß sie aus oft erwähnten Ursachen noch der Meinung seien, daß keine durchgehende Büchertaxe praktizierlich, „sondern eine pur lautere Ohnmöglichkeit“ sei. Das war der klägliche, ja heitere Abschluß einer Episode, die jahrelang Beunruhigung und Unbehagen in die Reihen des Buchhandels getragen hatte. Der Ansturm auf den zur Zeit noch führenden Vorort des Buchhandels war abgeschlagen.

Aber nicht für lange Zeit. Denn die ordentliche Bücherkommission hatte auch während des Bestehens der außerordentlichen Kommissionen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 714. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)