Seite:Geschichte von Berthelsdorf.pdf/101

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

An der Spitze der Schulkinder trug ein Knabe das mit einem Trauerflor behangene Kreuz. Nach einer auf dem Kirchhofe gehaltenen Rede des Pfarrers fand dann der Gottesdienst in gewöhnlicher Weise statt. – War die Feier am 18. also der Trauer und dem Gedächtnisse der für’s Vaterland in den Tod gegangenen Kämpfer geweiht gewesen, so sollte sie es am 19. der Freude über den errungenen Sieg sein. Früh um vier Uhr schon machte das Geläute der Glocken, wie die vielfach zu hörenden Freudenschüsse auf die Bedeutung des Tages aufmerksam. Beim Zuge zum Kirchhofe war diesmal Alles, was an Trauer erinnern konnte, entfernt; ein Musikcorps geleitete ihn. Nach der auf dem Kirchhofe gehaltenen Rede wurde knieend ein Dankgebet gesprochen. Die bei der Mauer des Kirchhofes aufgestellte Schützengesellschaft[1] begleitete die Feier, wie auch später unter dem Singen des Tedeums, mit einigen Gewehrsalven. Das Innere der Kirche war festlich mit Blumen geschmückt. An beiden Tagen wurden für die Hinterlassenen der Gebliebenen Collecten gesammelt. Nachmittags fand ein Zug der Schützengesellschaft durch’s Dorf unter fortwährendem Schießen statt. Zu bedauern war dabei, daß die Feier des Tages durch Verwundung eines Schützen, in Folge unvorsichtigen Schießens, getrübt wurde.

Am 18. Juni 1815 Dankfest wegen Rückkehr des Königs aus der Gefangenschaft.

Sehr festlich wurde auch das Reformationsjubelfest 1817 begangen. Schon den 30. October eröffnete Nachmittags und Mitternachts zwölf Uhr das Geläute der Glocken und der Schall der Posaunen das drei Tage währende Fest. Am zweiten Festmorgen versammelten sich die Gemeindeglieder und die festlich geschmückte Schuljugend – die Knaben mit Blumen und die weißgekleideten Mädchen mit Kränzen und rothen Bändern – beim Schulhause. Unter Glockengeläute, Musik und Gesang begab man sich zu der mit Blumen geschmückten Kirche. Neben den brennenden Altarkerzen sah man eine aufgeschlagene Bibel, Luthers Bildniß, Kelch und Taufbecken. Auch brannte während der Predigt ein von Gemeindegliedern zu dieser Feier geschenkter krystallner Kronleuchter. (Ein zweiter, der von der Jugend geschenkt


  1. Sie hatte nur einige Jahre Bestand.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)