Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3 | |
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neben dem Argengau auch noch die Verwaltung des Linzgaus erhielt. Jedenfalls dürften aber von diesem Ulrich an die Gaugrafen für Welfen zu halten sein. Auf den Grafen Ulrich folgten Graf Welf von 846 an, dann wieder ein Graf Ulrich von 861 bis 884 und jetzt ein Ulrich der Jüngere; dieser ist der Vater eines Rudolfs und Welfs, und letzterer wird in der Regel der „Erste“ genannt. Dieser erhielt nach seines Bruders Tode auch die väterlichen Stammgüter in Schwaben und starb im Jahr 960. Welf II. trat zuerst den Kampf mit den Kaisern aus dem fränkischen Hause an. Dieser Welf wird auch als Erbauer von Ravensburg, der Stadt, aufgeführt. Uebrigens ist wahrscheinlich, daß er seine heimathliche Burg nur erweiterte und mehr befestigte; auch liegt die Vermuthung nahe, daß er den oberen Theil der jetzigen Stadt, der damals aus zahlreichen Burghuten seiner Ministerialen (Schultheißen) und Dienstleute bestand, zu einem Ganzen verband und dadurch der Ansiedlung um seine Stammburg ein mehr städtisches Ansehen verlieh. Welf III. erbte bie deutschen Länder seines Vaters und behauptete kühn die Würde seines Geschlechts. Er ward der mächtigste der Großen in Schwaben. Mit ihm endete, da er 1055 unverehelicht starb, der alte Welfenstamm, und der Sohn seiner Schwester Cunizza (Kunigunde) wurde als Welf IV. von seiner Großmutter Irmengard zum Erben berufen und erhielt zu seines Vaters italienischen Besitzungen auch die ausgebreiteten deutschen seines mütterlichen Oheims. Er ist es auch, der den zweiten, zur Stunde noch blühenden Welfenstamm begründete. Als einer der angesehensten und tapfersten Krieger seiner Zeit war er
Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/399&oldid=- (Version vom 1.8.2018)