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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3

entstand dann der Flecken, von dem die alte Grafschaft und die alten Grafen von Altdorf ihren Namen führten. Die Verlegung des Wohnsitzes der Welfen nach Ravensburg hemmte das Emporblühen des Orts; auch die Nähe des Klosters scheint dem Flecken zur Erringung einer gewissen Selbstständigkeit und eines größeren Wohlstandes hinderlich gewesen zu sein. Obgleich Altdorf und Weingarten fast durchgängig durch eine hohe Mauer geschieden sind, so bilden sie doch nur Einen Ort und sind sehr eng mit einander verbunden.

Weingarten selbst liegt auf einem schönen Hügel über Altdorf, an der von da aufsteigenden Bergwand und stellt sich eben so großartig als malerisch und freundlich dar. Gehen wir von Altdorf die schöne steinerne Treppe von 70 Stufen hinauf, so gelangen wir auf eine Terrasse mit herrlicher Aussicht auf das Schussenthal. Aber auch die wahrhaft fürstlichen Gebäude fesseln das Auge, das sich hier eben so sehr an den Wundern der reichen Natur, als an den Gebilden der Kunst weidet und labt. Besonders beachtenswerth ist die Kirche. Sie ist eine der größten und schönsten im Lande. Von 1715 bis 1724 im neuromanischen Stil in Kreuzesform neuerbaut, beträgt ihre Länge 353, ihre Breite im Chor 100, im Langhaus aber 150 Fuß. Mit der mit Kupfer bedeckten Kuppel ist sie 232, der Vordergiebel 140 Fuß hoch. Zu beiden Seiten steht je ein massiver, von Quadern erbauter, 208 Fuß hoher Thurm. Das Langhaus ist nur 47 Fuß kleiner als das des Kölner Doms und wird von sechzehn gewaltigen Pfeilern getragen. Der Hauptaltar ist von rothem Marmor; vier große Spulen mit goldenen

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/414&oldid=- (Version vom 1.8.2018)