Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3 | |
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Segens beständig geläutet wird. – Auch den Pferden soll dieser Blutritt Gedeihen bringen, weßhalb die Landleute sich in so großer Zahl zum Ritte einfinden.
Von ganz besonderer Bedeutung ist die Martinskirche aber als Grabstätte des alten welfischen Hauses. Unter dem Hochaltar des nördlichen Kreuzschiffes ruhen die Gebeine von neun Mitgliedern dieses edlen Geschlechts. Ueberreste derselben wurden beim Neubau der Kirche gewissenhaft gesammelt und in einer gemeinsamen hölzernen Truhe beigesetzt. Diese Truhe entbehrte aber, wie der sie umgebende unterirdische Raum alles äußerlichen Schmuckes. Erst die jüngste Zeit hat den Gebeinen dieser längst Verstorbenen eine würdigere Stätte bereitet.
Als nämlich im Jahr 1853 der gegenwärtig regierende König von Hannover, Georg V., die Wiege seiner Ahnen besuchte und auch an ihre unscheinbare Gruft trat, faßte er den Gedanken, seinen Ahnen eine würdigere Ruhestätte zu bereiten. Dieser Gedanke wurde durch kunstverständige Techniker verwirklicht. Innerhalb der aus geschliffenen Backsteinen gemauerten Krypta (Gruftkirche), deren Raum durch angebrachte Rundfenster beleuchtet wird, ruht der mächtige Sarkophag aus polirtem Granitmarmor. Die verwitterten Schädel und gebräunten Gebeine, welche Stück für Stück, Hand voll um Hand voll in die neue kühle Todesbehausung übertragen wurden, gehören nach sicherer geschichtlicher Bürgschaft folgenden Personen an: Rudolf † 992; Heinrich † 990; Welf II. † 1030; Welf III. † 1055; Welf IV. † 1101; Welf V. † 1119; Heinrich dem Schwarzen † 1126 und Wulfhilden. Ein Schlüssel der Gruft liegt in dem württembergischen Archiv, ein zweiter in den Händen
Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/417&oldid=- (Version vom 1.8.2018)