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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3


Ja, ein herrlicher, lieblicher Aufenthaltsort ist das Kloster geworden für die große Schaar Waisen, die wir hier so munter und fröhlich sich umtreiben sehen, daß wir nothwendig schließen müssen, es gefalle ihnen an dieser Stätte gar gut. Und die Geister der heimgegangenen Klosterinsaßen rumoren nicht ob dem kindlich-freudigen Getriebe der Jugend; sie „lassen friedlich das Kloster als Waisenhaus stehen.“

Die Umgebungen Weingartens sind sehr reich an Naturschönheiten, wie an geschichtlichen Erinnerungen. So fällt uns Weingarten gegenüber der „Schloßberg“ in die Augen, wo einst ein welfisches Schloß stand, das vor Erbauung der „Rauenspurc“ das Hauptschloß der Welfen gewesen sein soll. Weiter hinauf, am Walde Haslach, stand die Haslachburg. In Urkunden ist von zwei andern Burgen in dieser Gegend die Rede, von denen die eine Reuti, die andere Wildeneck genannt wird. Zwischen beiden liegen noch im Thale die Trümmer des großen Steins, an den sich eine Sage von dem wilden Ritter knüpft. Von all` diesen Burgen ist heut zu Tage keine Spur mehr zu finden. Wir ziehen daher weiter im „Laurathal.“ Die Scherzach durchfließt dieses wilde, enge Waldthal. Der Pfad zieht sich an dem murmelnden Gewässer hin. Etwa anderthalb Stunden lang windet sich das Thal unter dem Laub hochstämmiger Bäume aufwärts. Da und dort bildet das Flüßchen auch einen kleinen Wasserfall. Es bäumt sich, aber schäumend muß es dennoch hinunter zur Tiefe. Doch – beinah hätten wir jene Sage vergessen! Ein junger Ritter von Wildeneck – so berichtet sie – warb um die Hand der Tochter eines

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/420&oldid=- (Version vom 1.8.2018)