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„Gott! was ist das! Hülfe! Hülfe!“

Schrecklich brüllte er diese Worte heraus. Einige Diener stürzten herbei; denn die übrigen Bewohner der Burg arbeiteten auf dem Felde, aber entsetzt blieben diese stehen vor ihrem Herrn, dessen Haare sich sträubten, dessen Augen verworren und gräßlich rollten, der einem Wahnsinnigen glich. Zur Thür stürzte er hinaus auf den Burghof. „Luft, Luft!“ schrie er von neuem gegen die hohen Mauern, die es dumpf zurückgaben, „Hülfe!“

Das ganze Hofgesinde versammelte sich erschrocken um ihn her. Aber er sah keinen, er hörte keinen. Wild lief er umher, stand still, griff gierig in die Luft, zerriß die Luft, als wollte er ein ihm vorschwebendes Bild zernichten, und floh dann in den Garten. Umsonst, die gräßlichen Bilder verließen ihn nicht, sie flohen mit ihm, sie verfolgten ihn überall.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)