Seite:Gottschalck Sagen und Volksmaehrchen der Deutschen.pdf/159

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Eben so ging es einst einem Mädchen, das Gras zu schneiden ausgegangen war. Als sie eben ihr Gras in ein Bund sammelte und in den Korb thun wollte, sah sie sich plötzlich in die Mitte eines Tempels versetzt. Lauter Goldstangen lagen um sie her, lauter Schmuck und Perlen und köstliches Geschmeide. In der Geschwindigkeit raffte sie zusammen, was sie fassen konnte, warf das Gras wieder aus dem Korbe, füllte ihn über und über mit kostbaren Dingen an, quälte sich gewaltig, um die Last auf den Rücken zu kriegen, und eilte, um fortzukommen. Da erscholl mit einem Male eine Stimme hinter ihr, die rief: „Sieh dich nicht um!“ Sie aber, sah sich unwillkürlich doch um, und augenblicklich wurde der Korb leicht, denn – es war nun altes faules Holz, was sie trug.

*     *     *

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)