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Da erzürnte sich der Vater und wurde heftig. Die Mutter weinte. Aber weder Bitten noch Drohungen halfen. Ottilie blieb fest entschlossen, blieb standhaft, und erklärte nochmals, daß sie eher den Tod suchen, als in den Willen ihrer Eltern sich je ergeben werde. Da schwur der erzürnte Vater, diesen Starrsinn zu brechen. Er deutete Ottilien an, sich morgen zur Hochzeit zu bereiten, und verließ sie im vollen Zorn.

Die arme Ottilie weinte. Ihrem Vorsatze getreu zu bleiben, war sie fest entschlossen, aber sie wußte auch, daß der Vater auf seinem Verlangen eben so fest beharren werde. Was nun machen! – Die halbe Nacht verbrachte sie mit Ueberlegungen. Bald wollte sie das, bald jenes, und immer kam kein Entschluß zur Reife. Als aber die Hähne den grauen Morgen zu verkünden begannen, da entschloß sie sich plötzlich, aus dem väterlichen Hause zu fliehen. Sie nahm das Köstlichste

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/255&oldid=- (Version vom 1.8.2018)