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da hat er denn auch endlich genommen, was er begehrte. Gar unchristlich war das vom Kaiser, und schlecht von dem Pfaffen aus Pöhlde, der ihm beistand und zwingen half. Beide dachten, sie hätten’s gar heimlich getrieben, aber kaum war Heinrich des andern Tages von dannen gezogen, da ging der Spuk los. Der Burggeist war’s der’s verrieth. Schon viele Jahrhunderte lang hatte der auf Scharzfeld sein Wesen getrieben, ließ sich bald da, bald dort hören, besonders im runden Thurme; aber da er kein Böses that, so war man seiner gewohnt, und ließ ihn poltern. Der erhob jetzt ein schreckliches Geheul und Gebell, tobte in allen Kammern und Gemächern, und rüttelte die Burg bis in ihre Grundfeste. Da schlug das Hofgesinde Kreuz auf Kreuz, und die verführte Burgfrau sank auf ihr Angesicht, betend und weinend. Aber der Burggeist war nicht böse. Er wollte nicht züchtigen, er wollte

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/261&oldid=- (Version vom 1.8.2018)