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Spindel einen lichten Faden in die Nacht hinaus, nickte mit dem Haupte gegen Goldnern, und sang:

Der weiße Fink’, die goldne Ros’,
Die Königskron’ im Meeresschooß.

Sie hätte wohl noch weiter gesungen, aber ihr Faden riß, und sie erlosch wie ein Licht. Nun war es ganz Nacht; die Kinder faßte ein Grausen, sie sprangen mit kläglichem Geschrei das eine dahin, das andere dorthin, über Felsen und Klüfte, und verlor eins das andere.

Wohl viele Tage und Nächte irrte Goldner in dem dicken Walde umher, fand auch weder einen seiner Brüder, noch die Hütte seines Vaters, noch sonst die Spur eines Menschen; denn es war der Wald gar dicht verwachsen, ein Berg über den andern gestellt, und eine Kluft unter die andere. Die Brombeeren, welche überall herum rankten, stillten seinen Hunger und löschten seinen

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/327&oldid=- (Version vom 1.8.2018)