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Aber welcher Trost war das für Theodiska, nur Einen Tag im langen Jahre ihn zu sehen!

Wilibalds Entsetzen und Zorn war ohne Grenzen. Kaum hatte er die furchtbare Nachricht vernommen, die Krokodilthränen der Mutter gesehen, und gehört, daß der verrätherische Hautsee das Grab seiner Liebe geworden, als er mit unaufhaltsamem Ungestüm dahin rannte, sich in die Fluth stürzte, und so mit seiner Theodiska sich zu vermählen glaubte. Aber auch diesen schönen Traum vergönnte ihm die See-Nixe nicht. Denn als Wilibald an ihrem Pallast anschlug, seine Theodiska verlangte, hob ihn eine unsichtbare Macht wieder empor und an’s Ufer. Umsonst versuchte er es wieder, und immer umsonst. Da erkrankte der gute Jüngling, schlich umher, härmte sich ab, und grämte sich, suchte Ruhe, und fand sie endlich da, wo wir alle sie finden. Aber jährlich an dem

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/355&oldid=- (Version vom 1.8.2018)