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612) Wie die Herren von Römer zu Zwickau zu ihrem Wappen gekommen.
Nach einer alten handschr. auf der Kgl. Bibl. zu Dresden erhalt. Chronik der Stadt Grimma v. Chr. Geburt bis 1600, verf. d. Georg Crell. S. 9 b. sq.

Ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Eseltreiber zu Zwickau in der Mühle gewesen, dem hat einer ein Kuxwerk geschenkt, das erstlich nicht viel getragen, also daß er es auch fahren lassen wollte, weil er kein Vermögen hatte, es zu erhalten. Da nun die Bergleute Zubuße haben wollten, haben sie ihn getröstet und gesagt, Gott der Herr werde in Bälde einen großen Schatz aufthun, was auch kurz darauf geschehen ist, also daß der Eseltreiber nicht allein bei diesem Kux geblieben, sondern auch noch viele andere dazu gekauft, wodurch er mächtig reich worden, daß die Silberkuchen in seinem Hause wie Stücken Blei neben einander gelegen und täglich auf Schleifen die Straße nach Zwickau geführt wurden, davon dieselbige Straße bis auf den heutigen Tag die Silberstraße genannt wird. Nun ist aber zu wissen, daß zu Zwickau in jener Zeit eine Münze gestanden hat und täglich gemünzt worden ist. Weil aber des Silbers damals zu viel gewesen, hat dieser Römer, so ein kleines Männlein gewesen, zu sich gesagt: „wohl ist ein reicher Mann auch wohl ein armer Mann, weil ich mein Silber nicht einmal gemünzt haben kann!“ Darum ist er bei sich darüber zu Rath gegangen und hat drei Lastwagen mit Silberkuchen beladen und beschlossen, dieselben nach Nürnberg zu führen, wo ein sehr reicher Rath sein sollte. Als er nun nicht weit von dieser Stadt war, sind ihm etliche Kaufleute begegnet, welche er gar einfältig gefragt, ob sich der Markt auch wohl anlasse. Aber diese haben ihn verlacht und gesagt: „dieser alte Narr kömmt zu Markte, da derselbe schon aus ist, er wird den Weg wieder nach Hause zurückmachen müssen.“ Er hat des nicht groß geachtet, sondern hat sein Vorhaben dem Kämmerer angezeigt und gefragt, ob wohl ein Ehrenvester

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)