Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 030.jpg

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vorüber, in welcher damals Nachts um 12 Uhr Christmette gehalten wurde. Da bemerkte der Bürger zu seinem Erstaunen, daß die Kirche schon um 10 Uhr hell erleuchtet war. Er legte sein Mehl ab, ging hin zur Kirche, wagte sich zur Thüre herein und erblickte in der Kirche eine Menge Verstorbene, die das Lied sangen „Herr Jesu Christ, wahrer Mensch und Gott.“ Unter diesen Wesen mit hohläugigen, bleichen Gesichtern, bemerkte er in größter Nähe seinen vor einem halben Jahre verstorbenen Gevatter. Zu diesem setzte sich der Bürger und sang mit. Nach einer Weile gab ihm der verstorbene Gevatter einen Wink mit dem Finger. Der Bürger verstand den Wink, er entfernte sich und als er aus der Thüre trat und die Kirche schloß, geschah ein starker Knall und Alles war verschwunden und finster.


626) Das alte Haus bei Laubetha.
S. Köhler a. a. O. S. 553 fgg.

Ein bewaldeter Berg bei Laubetha in der Nähe des bei Adorf liegenden Dorfes Freiberg, und namentlich der an seinem Fuße liegende Felsvorsprung führt im Munde des Volkes den Beinamen „das alte Haus“. Hier stand einst, so berichtet die Sage, ein stolzes Schloß, von vornehmen Rittern bewohnt, denen es aber nicht zu gering war, als Wegelagerer sich ihren Tribut von dem vorüberziehenden Handelsmanne zu erzwingen. In der Burg herrschte großer Reichthum und die umwohnenden Ritter versammelten sich dort nicht selten zu fröhlichem Gastgelage und Spiel. Auch wohnten schöne Fräulein darin, welche fleißig die Spindel drehten und webten und nicht wenig stolz waren auf die schönen feinen Leinen, die sie gar weiß zu waschen und zu bleichen verstanden. Mitten im fröhlichen Gelage aber und scheinbar in der Fülle des Glückes erreichte die rächende Hand der göttlichen Gerechtigkeit das Schloß und Alle, die zu der Zeit sich darin aufhielten. Es sank verzaubert in den Berg hinein und bis

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)