Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 068.jpg

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Er ist ja ein Hexenmeister!“ Der Pumphut fletschte die Zähne, legte sein Hütlein auf eine besondere Stelle, gebot den Fliegen sich hinein zu begeben und zum Erstaunen Aller schwärmten alle Fliegen wie ein Bienenschwarm in den Hut, so daß er voll und übervoll wurde und sie über den Rand noch wimmelnd über einander krochen. Pumphut aber wischte sich den etwas großen und breiten Mund, bedankte sich fein, nahm den Hut sammt den Fliegen, trug sie zur Thüre hinaus und schüttelte sie draußen in die Milchtöpfe, indem er laut lachend von dannen ging.


674) Der Klapperer auf dem Kirchhofe zu Thierbach.
Bechstein a. a. O. S. 481 sq. Metr. bearb. v. Hager H. I. S. 15 sq.

Auf dem Kirchhofe zu Thierbach ohnweit Pausa war vor Zeiten ein Gerippe, dessen Knochen alle noch zusammenhingen. Es stand in einer Mauernische und diente der Dorfjugend theils zum Schreck, theils zum Frevel. Wenn der Wind stark wehete, schlugen die gebrechlichen Glieder klappernd zusammen, darum nannte man es den Klapperer. Das Gerippe hatte einst einem reichen Bauernsohn, man sagt dem Sohne des Schulzen angehört, der ein armes Mädchen aus dem Dorfe liebte und um ihre Unschuld betrog. Als dies geschah, hatte er ihr zugeschworen: „wenn ich Dir untreu werde und Dich nicht nehme, soll mein Leib niemals im Grabe ruhen!“ Aber er durfte das Mädchen doch nicht heirathen, und wollte hernach auch nicht, und freite sich eine reiche Frau. Die Arme aber fand doch auch einen Mann, der sie zu Ehren brachte, jener Treulose aber wurde nicht glücklich mit der reichen Frau, vielmehr höchst unglücklich, und da ergab er sich dem Trunke und starb an einem unglücklichen Sturz, den er in der Trunkenheit gethan. Er ward begraben, aber der Sarg mit seinem Leibe hatte keine Ruhe in der kühlen Erde, er hob sich empor und immer sah man ein klein wenig davon aus dem Grabe ragen. Man schüttete frische Erde darauf, es half aber nichts und der

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)