Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 176.jpg

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dem wohlbekannten Wege bis vor sein Haus. Wie erschrak die unglückliche Braut, als sie ihren armen Vater von blutiger Mörderhand erschlagen wiedersah, es litt sie nicht im älterlichen Hause, sie eilte noch um Mitternacht zu ihrer verheiratheten Schwester, um ihr und ihrem Manne das schreckliche Begebniß mitzutheilen. Ihre Schwester glaubte jedoch Letzteren noch im Walde und Beide weinten nun um den Verlust ihres besten Freundes. Allein der böse Jäger war wohl zurückgekommen, er steckte in einem Kellergemach, wo er seinen früher schon zusammengescharrten Mammon zu dem blutig erworbenen Sündengelde in den Kessel zu verschließen sich beeilte, weil er beabsichtigte, seinen Schatz noch in derselben Nacht aus dem Hause zu schaffen. Er hatte nämlich unfern des Hauses ein verborgenes Loch im Felsen bemerkt, das durch einen rohen Stein so versetzt war, daß der Uneingeweihte keine Spur einer Höhle gewahren konnte. Indeß war aber der Kessel durch das neuhinzugekommene Geld so schwer geworden, daß er sich nur mit großer Mühe transportiren ließ. Wie nun also Bischeber denselben mit großer Mühe nach dem ihm wohlbekannten Orte hinschleppte, versah er gleichwohl in der dichten Finsterniß den Weg, sein Fuß gerieth in den sumpfigen Wiesengrund, der sich noch heute an dem östlichen Fuße des Berges findet, und hier versank er mit seinem Schatze, doch der trügerische Boden verschwieg sein Grab. Als er früh nicht wiederkehrte, konnte seine Frau nicht mehr zweifeln, daß ihm ein Unglück zugestoßen sei, doch glücklicherweiße vermochte sie seine Hauptunthat nur zu ahnen, ein Beweis gegen ihn war nicht vorhanden. Sie begab sich nun zu ihrer Schwester und brachte ihre Tage bei derselben, die sich mittlerweile mit ihrem Bräutigam verheirathet hatte, zu, das Jägerhaus aber, welches Niemand wieder beziehen wollte, zernagte der Zahn der Zeit, allein einige Zeit nachher erschien in der Stunde der Dämmerung ein Licht am Fuße des Löbauer Berges und ein Holzhauer, der dasselbe näher gesehen haben wollte, behauptete, daß das Licht ein feuriger Hund mit sprühenden Augen sei. Alle, die das hörten, riefen: „das ist

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)