Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 243.jpg

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Ankommenden ihren Mann erkannte, den sie schon längst für todt gehalten hatte. Denn anstatt daß er blos 3 Tage abwesend gewesen zu sein glaubte, war er nicht weniger als ein ganzes Jahr entfernt gewesen, und in seiner Heimath hatte man sich überredet, er müsse verunglückt sein, da er von dem damaligen Weissenberger Markte nicht zurückgekehrt war. Da er seinen Gedanken nach gar nicht lange abwesend geblieben, so war er mit der alten Ordnung der Dinge bald wieder vertraut, nur mit dem Unterschiede, daß er nun, seitdem der heilbringende Dreier vom Stromberge in seinem Beutel wohnte, und er diesen niemals leer werden ließ, sich selbst nicht mehr in jene Ordnung wieder hineinfügen wollte, und anstatt wie sonst fleißig zu arbeiten, jetzt nur dem Müßiggange und der Trunksucht sich ergab, weil er augenscheinlich bemerkte, daß er jenes nun nicht mehr nöthig habe, dieses ihm aber vergnügtere Tage gewähre. Doch dies, wozu ihn jener heilbringende Dreier verleitete, nämlich der Trunk, war im Gegentheil auch wieder die Ursache, daß er sich eines solchen unersetzlichen Schatzes verlustig machte. Denn als er einst in einem starken Rausche seinen vollen Beutel hervorsuchte und seine Zeche bezahlen wollte, aber aus Unachtsamkeit jenen heilbringenden Dreier ausgab, ward er dadurch, da er sich nun einmal an ein unmäßiges Leben gewöhnt hatte, zum Bettler.


840) Die Georgenkapelle auf dem Rothstein.
Nov. beh. v. Scholz bei Klar a. a. O. S. 79 sq.

Eine der schönsten Fernsichten, welche die Oberlausitzer Gebirge bieten, gewährt der Rothstein bei Sohland; er gleicht einem prächtigen in Form eines Hufeisens angelegten Schanzwalle, mit der Oeffnung nach Süden und der Rundung nach Norden gerichtet. Die westliche Kuppe von geringer Höhe heißt der Georgenberg, und trägt die Ruine einer alten St. Georg geweihten Kapelle. Dieselbe war im Mittelalter in hohem Ansehn, kam aber durch eine daselbst verübte Greuelthat

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)