Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 257.jpg

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Einwohnern ihrer gesprächsweise gedacht, und z. B. von Jemandem in sehr kurzen Kleidern gesagt: er geht wie ein Feensmännel, u. dergl. Im Augenblick der Sacramentswandlung in der Christnacht öffnet sich der Berg, dann sieht man eine Schaar kleiner Männchen (nach Andern Greise mit langen weißen Bärten) in kurzen Kleidern in großen Goldhaufen wühlen, die dem dorthin verschlagenen Wanderer mit eintöniger Stimme zurufen: „greif einen Griff und streich einen Strich und packe Dich!“ Wem nun das Glück wohl will, daß er gerade in diesem Augenblicke dahin kommt, der kann sich so viel von den dort aufgethürmten Goldhaufen nehmen, als er mit einem Griff fortbringen kann, aber ja nicht mehr.


847) Die Bierpfütze bei Ostritz.
S. Grosser Bd. I. S. 156. Haupt Bd. II. S. 137.

Zwischen Ostritz und Hirschfelde am sogenannten Läusehübel (d. h. Pfützenhübel, von luza, Pfütze) ist eine Stelle, die heißt bis auf den heutigen Tag die Bierpfütze. Das kommt daher, daß einstmals daselbst die Görlitzer den Zittauern eine ganze Ladung Bierfässer weggenommen und in Stücke geschmissen haben, weil sie nicht dulden wollten, daß die Zittauer ihr Bier auf Görlitzer Gebiet brächten und da verkauften, denn es war ein altes Recht der Görlitzer, daß im ganzen Umkreis der Stadt kein fremdes Bier gezapft werden durfte. Aus diesem Ereigniß hat sich nachmals eine lange Fehde zwischen den beiden Städten, genannt der Bierstreit, entsponnen. In dieser Fehde erwarben die Zittauer den Spottnamen Kuhtreiber, weil sie den Görlitzern das Vieh wegtrieben (s. oben S. 209 und meine Bierstudien. Dresden 1872. S. 61).


848) Das Ostritzer Rathhaus und die tapferen Nonnen.
S. Haupt Bd. II. S. 138.

Im Jahr 1368 kamen die Einwohner von Ostritz, das damals noch sehr klein war, auf den Gedanken, sie wollten eine

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)