Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 264.jpg

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dem breiten Berge hausten, preßten aus dem nahen Dorfe Haynewalde einen Bauer mit ein Paar Wagen und ließen sich fortfahren (nach Böhmen). Die beiden Wagen wurden gepfropft voll, denn die ganzen Querxe hingen sich darauf und daran, so daß an jeder Latte und jeder Speiche ein Querxlein hing. Den Bauer, der diese Fuhre übernahm, belohnten sie sehr reichlich, so daß er dadurch zu einem reichen Manne wurde, und alle seine Nachkommen sich dieses Glückes noch erfreuen konnten. Die Querxe sagten beim Abschiede, dann würden sie wiederkommen, wenn die Glocken wieder würden abgeschafft sein, und „Wenn Sachsenland (d. h. die Lausitz) wieder käm’ an Böhmerland“, dann, meinten sie, würden auch bessere Zeiten sein.[1]

Uebrigens soll sich alle fünf Jahre um 11 Uhr in der Nacht von Johannis Enthauptung auf jenem Berge eine Art Leichenzug sehen lassen. Ist nämlich der Mitternachtsstunde letzter Ton verhallt, so entsteigt dem daselbst befindlichen sogenannten Querxloche eine Menge in tiefste Trauer gehüllter Zwerge. Lange Flöre entwallen ihren kleinen runden Hütchen, acht Mann, welche gedämpften Posaunen Klagetöne entlocken, schreiten voran, ihnen folgt ein langer Zug, in dessen Mitte unter Vortritt eines Vornehmern als die andern sechzehn Zwerge, die das Sargtuch tragen, und denen eben so viel zur Seite stehen, ein offener Sarg folgt, in welchem ein ebenfalls so kleines todtes Männchen mit Silberhaaren und Bart, eine Krone auf dem Haupte und einen Scepter in der rechten Hand, liegt. Mit Blumen aus arabischem Golde und wundervollen köstlichen Edelsteinen ist der Sarg geschmückt. Nachdem sie dreimal in die Runde gezogen sind, wird der Sarg, nachdem er geschlossen, wiederum unter Wehklagen der Erde übergeben. Ist der Sarg in die Erde versenkt, so reinigen sich die Zwerge in dem daselbst befindlichen Querxborne, ordnen sich in Reihe und Glied, die Trauermusik


  1. Diese Sage ist poetisch beh. von Segnitz a. a. O. Bd. I. S. 76. sq. Die folgende erzählt Gräve S. 149.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)